Chancengleichheit:Harsche Kritik an Bayerns Schulsystem

Nach dem erneut schlechten Abschneiden deutscher Schüler bei der jüngsten Pisa-Studie beklagen Eltern- und Lehrerverband fehlende Chancengleichheit an Bayerns Schulen.

Die Zahlen seien alarmierend, kritisierte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) am Montag. Zehn Prozent eines Jahrgangs verließen die Schule ohne Abschluss. Der Bayerische Elternverband (BEV) sprach sich für Gesamtschulen aus. Gemeinschaftsschulen sollten die frühe Aufteilung der Schüler in Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien ersetzen.

Der BLLV-Vorsitzende Albin Dannhäuser hält vor allem die hohe Schulversager-Quote bei ausländischen Schülern für besorgniserregend: Ein Viertel der ausländischen Schüler erreiche keinen Schulabschluss, bei den ausländischen Mädchen sogar 30 Prozent. Trotzdem wolle die Staatsregierung an den Hauptschulen 500 Planstellen streichen. Dannhäuser warf der CSU indirekt Scheinheiligkeit vor: "Gerade eine Schulpolitik, die sich auf christliche Werte beruft, muss Anwalt sein für Benachteiligte und Minderheiten."

Für die 83.000 ausländischen Schüler gebe es bayernweit nur 220 Sprachlernklassen. Wenn es der Staatsregierung nicht gelinge, alle Schüler zu einem Abschluss zu führen, müsse sich niemand wundern, wenn die Sozialsysteme zusammenbrächen und sich ein Explosionspotenzial für radikale politische Strömungen bilde.

Die Elternverbands-Vorsitzende Ursula Walther forderte, auch in Bayern müsse endlich über "eine Schule für alle" ohne ideologische Scheuklappen diskutiert werden. "Dabei ist längst erwiesen, dass gerade die leistungsstarken Kinder vom Unterricht in heterogenen Gruppen profitieren." Jugendliche aus den so genannten bildungsfernen Schichten hätten längst nicht dieselben Bildungschancen wie Akademikerkinder. "Das ist eine Zeitbombe", warnte Walther.

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