Buga kulinarisch:Die Drei von der Kochstelle

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Für die Buga-Wirte ist Abwechslung das wichtigste Rezept.

Von Astrid Becker

Aus Spaß, was sonst. Es ist immer die gleiche Antwort, die die drei Gastronomen auf die Frage geben, warum sie unbedingt die Buga bewirtschaften wollten. Und ausnahmsweise klingt diese Antwort sogar glaubwürdig. Denn den Wirten zu unterstellen, es in diesem Fall nur auf Profit abgesehen zu haben, wäre wohl unangebracht.

Die Bundesgartenschau, das ist ihnen klar, stellt ein finanzielles Risiko dar. Stimmt das Wetter nicht, bleiben die Besucher aus. Ohne Besucher verdienen sie nichts und bleiben auf ihren Kosten sitzen. Kosten, das sind beispielsweise die Pacht, die sie an den Veranstalter bezahlen müssen, die Miete fürs Festzelt oder die Investitionen in Ausstattung, Dekoration und Personal.

Die drei Gastronomen, die diese Herausforderung annehmen, sind Werner Hochreiter und Familie, Martin Rieb und Peter Kinner mit seinem Geschäftspartner Michael Schottenhamel. Es ist das erste Mal, dass sich die Buga auf das Konzept mit drei Wirtsleuten einlässt.

Zu negativ waren die Erfahrungen, die die Veranstalter noch von der Internationalen Gartenschau in Rostock im Kopf hatten. Ein niederländischer Betrieb war dort an der Bewirtung gescheitert. Drei Gastronomen, so war wohl die Erwartung, würden dies besser bewerkstelligen.

Erfahrung und Flexibilität

Die Drei, Hochreiter, Rieb und Kinner, setzen nun ganz auf Erfahrung und auf Flexibilität. Werner Hochreiter beispielsweise schwört auf die Schnelligkeit seiner Lieferanten: ¸¸Die müssen ganz hurtig nachliefern können, falls etwas ausgeht. Aber wissen Sie, die kennen das ja schon von uns", sagt er und spielt damit nicht nur auf seinen Haxenbraterei auf der Wiesn, sondern auch auf seinen Biergarten auf dem Viktualienmarkt an.

Auch dort sind er und seine Familie völlig vom Wetter abhängig, weil sie nicht über Sitzplätze im Inneren verfügen können. Und das bedeutet nun einmal einen extremen Wechsel in der Gästeschar: Mal ist alles gesteckt voll, mal geht gar nichts.

Bereits vor zwei Jahren hatten sich Werner Hochreiter und sein Bruder Erich für die Messestadt Riem interessiert, ¸¸weil es spannend ist, wenn ein neuer Stadtteil entsteht". Im vergangenen Jahr haben sie sich dann an der Ausschreibung beteiligt und mit ihrem Konzept für den östlichen Teil der Schau überzeugt. ¸¸Wir haben uns nur dafür beworben, weil dort der Badesee ist. Und See mit Strand und Liegewiese auf der Buga- das ist was, was es vorher nie gab." Und weil der See so schön sei, fügt er noch dazu.

Für ihn und seine Familie bedeutet der Zuschlag nun konkret: ein echtes bayerisches Bierzelt mit 500 Plätzen, den Pavillon ¸¸Seeschänke" und einen Kiosk am Strand zu bewirtschaften. Letzteren, so hofft Hochreiter, behalten zu können, ¸¸später, wenn die Buga vorbei ist und die Leute mit uns zufrieden waren".

Fingerfood neben klassischer Kost

Denn das ist es, was sich alle drei Gastronomen vorgenommen haben: Die Besucher der Buga kulinarisch zu verwöhnen und damit zu überzeugen. Während Hochreiter in seinem Zelt - mit einer alten Holzbar, einer gelb-weißen Deko am Himmel und Baumrinden als Verkleidung für die Theken - auf bayerische Spezialitäten setzt, wie Bierbratl mit Kruste, Schweinsbraten oder Dampfnudel mit Vanillesauce, gibt es in seinen anderen beiden Bereichen nicht nur klassische Imbisskost wie Bratwurst und Pommes, sondern auch Kaffee und Kuchen - und Fingerfood: ¸¸Wir werden das in einem Basket servieren, damit die Leute nicht so ortsgebunden sind."

Den Bereich Mitte, ein Festzelt mit 600 Plätzen, einen Kiosk am Konzerthain und einen Pavillon am Buga-Markt, hat Martin Rieb übernommen, der Mann, der jahrelang auf dem Tollwood mit seinem ¸¸Festival-Club" und im Olympiapark mit seinem ¸¸Lilalu" für Aufsehen sorgte. Für was er steht? ¸¸Wir sind für unsere sympathische Atmosphäre und für unseren zuvorkommenden Service bekannt", sagt er.

Und deshalb wird es in seinem Zelt mit vielen grünen Bambuspflanzen, der Teakholz-Bestuhlung, den aufklappbaren Seitenwänden, der Terrasse mit Blick auf die Alpen und einem Kinderspielplatz im Inneren mit Ritterburg und Betreuung am Wochenende und an den Feiertagen- ¸¸falls es regnet" - keinerlei Selbstbedienung geben.

Kulinarisch muss ihm dabei ein Spagat gelingen: Neben einer Tageskarte, die vom der halben Ente bis zum Lachsfilet in Champagner-Pfeffersauce reicht, will er Firmen, Reisegruppen oder Familien auch gehobene Mehrgang-Menüs anbieten.

Neben den kulinarischen Genüssen ist jedoch auch Entertainment angesagt: Auf einer Bühne wird es von Musik in unterschiedlichen Stilrichtungen bis hin zu Lesungen ein ständig wechselndes Programm geben. Vor seiner Terrasse im Außenbereich ist ein Biergarten, der von verschiedenen berühmten Balkonszenen wie einem Nachbau des Romeo-und-Julia-Balkons umringt wird. Auch hier sollen diverse Veranstaltungen stattfinden.

Lounge an der Seilbahn

Tief im Westen, am Startpunkt der Seilbahn, haben sich die Betreiber des ¸¸Vinorants im Alten Hof", Peter Kinner und Michael Schottenhamel niedergelassen. Mit insgesamt 56 Prozent der Gesamtfläche betreuen sie den größten Teil der Gastronomie. Dazu zählt auch die einstige, denkmalgeschützte Kassenhalle, der ¸¸VIP-Bereich", wie ihn die Buga-Leute gerne, zum Leidwesen Kinners, nennen. ¸¸Ich mag diesen Begriff einfach nicht, ich finde Lounge besser."

Vor dem Gebäude hat Kinner roten Sand aufschütten lassen: ¸¸Weil mir diese Farbe von der Buga vorgegeben wurde." Im Inneren strahlen zig Glühbirnen gegen die Decke aus Glas, Stehlampen wird es dort zudem geben und Mobiliar im Antik-Stil. Die Speisen klingen exquisit. Ein Beispiel: Caipirinha von Avocado und Garnelen. ¸¸Eben kreative, schnelle Küche, sonst geht's hier nicht."

Neben der Lounge betreuen Kinner und Schottenhamel aber auch noch das Kulturforum, in dem Veranstaltungen und Ausstellungen abgehalten werden sollen - ¸¸eines der drei gelandeten Ufos" wie Kinner den transparenten Rundbau nennt. Dort will er eine italienische Tagesbar einrichten und Tramezzini und Sandwiches reichen.

Die größte Aufgabe für die beiden ist jedoch ihr Bierzelt, in dem 1250 Menschen Platz finden werden: ¸¸Das Interieur wird total abgefahren." Kinner und Schottenhamel haben hier die Idee des Zellengartens aufgenommen, ¸¸den Perspektivenwechsel". ¸¸Der Mensch wird ganz klein". So werden sich die Gäste unter einem rot-rosa-lachsfarben schimmernden Kokon wiederfinden, hinter dem sich Pflanzen hin- und her bewegen. In die Zeltmitte stellen sie eine riesige Stehlampe und überdimensionierte Blumentöpfe.

Und die Speisen? ¸¸Neben Fleischgerichten vom Grill auch raffinierte Pizzen, Pastas und Kücherl in allen Geschmacksrichtungen", sagt Kinner. Ein Konzept, das wohl aufgeht: ¸¸Wir haben bereits viele Gruppenbuchungen.

© SZ vom 18.04.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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