Bürgerinitiative:Hunde ja, Häufchen nein!

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Hundehalter, die den Kot ihres Vierbeiners nicht beseitigen, verstoßen gegen das Gesetz. Und bringen jene in Misskredit, die sich daran halten. Das soll sich ändern.

Violetta Simon

10. April 2006: Ein Kindergarten in Sendling veranstaltet eine Schnitzeljagd. Was die Kinder finden, ist mindestens ebenso beeindruckend wie ein Schatz: 371 prächtige Hundehaufen säumen die Wege rund um den Spiel- und Sportplatz und zwischen Valleystraße und Gaißacherstraße.

Beschissene Situation: 371 Häufchen zwischen einem Spielplatz und einem Sportplatz. (Foto: Foto: oh)

In München leben etwa 35.000 Hunde. Im Laufe eines Tages hinterlassen sie rund sechs Tonnen Kot auf Bürgersteigen, Grünstreifen, in Parks und Kinderspielplätzen. Obwohl Hundehalter laut Gesetz dazu verpflichtet sind, die Hinterlassenschaften ihres Vierbeiners zu entsorgen, halten sich viele nicht daran.

Das sorgt für verhärtete Fronten: Auf der einen Seite unbelehrbare Hundebesitzer, die denken, mit der Hundesteuer das Recht auf Verunreinigung bezahlt zu haben. Auf der anderen Seite entnervte Bürger, die am liebsten alle Hunde aus der Stadt verbannen würden. "Die Hunde dürfen überall hinmachen, aber Kinder müssen in eingezäunten Bereichen spielen", sagt Maike Percy.

Percy ist selbst mit Hunden aufgewachsen. Die Mutter von drei Kindern findet, man sollte weder die eine noch die andere Seite über einen Kamm scheren: "Es gibt viele Hundehalter, die jedes Häufchen brav aufsammeln und sich zu Unrecht mit solchen Vorurteilen konfrontiert sehen." Ebenso gebe es viele Menschen, die an sich nichts gegen Hunde hätten, sondern sich über das Verhalten der Hundehalter ärgern, so Percy.

Mentalitätswandel erreichen

Als Vertreter eben jener Gruppen versteht sich die neu gegründete Bürgerinitiative "Für Hunde. Gegen Kot". Eltern aus 20 Münchner Stadtteilen wollen Hundehalter dazu bewegen, sich für die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner verantwortlich zu fühlen. Nicht mit Vorwürfen, sondern vermittelnd.

"Wir wollen keine Aggressionen schüren", sagt die 37-Jährige. Die seien schon stark genug - gerade zwischen Eltern und Hundehaltern. "Was wir erreichen wollen, ist ein Mentalitätswandel bei den Hundehaltern. So wie ich die vollgekackten Windeln meines Babys nicht einfach auf die Straße werfe, sondern in den Mülleimer, sind Hundebesitzer dazu verpflichtet, die Hundehaufen zu entsorgen".

"Wir sind wirklich nicht militant", betont Percy. "Von einer Oma, die mit Stock in der einen und dem Zamperl an der anderen Hand durch den Park spaziert, kann man das nicht unbedingt erwarten. Aber ein großer Hund, der täglich ein halbes Kilo an dieselbe Stelle macht, stellt ein Problem dar". Zumal Hundekot nicht nur lästig sei, sondern auch Krankheiten und Würmer übertragen könne.

Voraussetzungen erfüllen

Für Percy besteht hier noch eine Menge Handlungsbedarf von Seiten der Stadt: Um Hundebesitzer zur Entsorgung zu bewegen, bräuchte man eine entsprechenden Infrastruktur. Plastiktütenspender und dazugehörige Mülleimer seien in Parks aber nur vereinzelt, an Spielplätzen und in der Innenstadt so gut wie gar nicht zu finden.

Darüber hinaus fordere die Stadt die Einhaltung der Entsorgungspflicht nicht streng genug ein. So gäbe es gerade einmal 27 Ordnungshüter für die Grünanlagen im gesamten Stadtgebiet. "Zwar dürften die Aufseher nachlässige Hundehalter auf ihr Vergehen hinweisen, darüber hinaus haben sie aber keinerlei Handlungsbefugnis", klagt Percy. Um Personalien aufzunehmen oder eine Geldbuße zu verhängen, müsste ein Polizist herangezogen werden. "Bis der da ist, hat sich der Hundebseitzer längst aus dem Staub gemacht".

Die Initiative hat sich mit ihren Anliegen nun an OB Christian Ude gewandt. Ihr Forderungen: Mehr Öffentlichkeitsarbeit zu dem Thema, verstärkte Kontrollen und ausreichende Bereitstellung von Plastiktüten und Eimern. Auf ihrer Internetseite werden Unterschriften gesammelt, um das Vorhaben zu unterstützen. Percy und die anderen Eltern hoffen auch auf den Schulterschluss mit den städtischen Parkaufsehern. "Die sind völlig entnervt - jedesmal, wenn sie Rasen mähen, fliegt ihnen - mit Verlaub - die Scheiße um die Ohren".

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