Bogenhausen: Fliegerbombe entschärft:Baggerfahrer entdeckt Sprengkörper

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Am Mittwochmorgen hat ein Baggerfahrer bei Aushubarbeiten die Bombe aus dem zweiten Weltkrieg gefunden. Elf Anwohner mussten evakuiert werden.

Marc Widmann

Die Stille kam Elna Heinrich verdächtig vor. Tags zuvor hatten die Bagger noch pausenlos gelärmt auf der Baustelle gleich nebenan in der Gellertstraße, im vornehmen Stadtteil Bogenhausen. "Heute Morgen war es so leise", sagt die Haushälterin, "da hab' ich gedacht, die arbeiten heute nicht". Sie wunderte sich noch, da klingelte schon ein Polizist an der Haustür und bat sie, das Gebäude zügig zu verlassen.

Denn der Baggerfahrer war durchaus tätig an diesem Morgen. Um Viertel vor Neun hat er in der Baugrube, auf der bald ein neues Wohnhaus entstehen soll, eine rostige Fliegerbombe ausgebuddelt, 120 Zentimeter lang.

Elena Heinrich war die Störung gar nicht recht, "ich habe doch so viel zu arbeiten", zetert sie. Schnell hat sie noch die Rollläden am Haus heruntergelassen. "Mehr kann ich ja nicht machen." Dann ist sie ein paar Dutzend Schritte durch den strömenden Regen in Sicherheit gelaufen, in einen roten Bus der Feuerwehr. Um sie herum sind längst die Polizisten dabei, das Villenviertel weiträumig abzusperren und alle Autofahrer umzuleiten.

Die Feuerwehr serviert Kaffee und belegte Brötchen im Bus, sieben Anwohner treffen sich dort. Deutlich in der Mehrheit sind die Haushälterinnen, die in der Urlaubszeit die noblen Anwesen an der Isar hüten. Eine von ihnen kümmert sich sichtlich gestresst um zwei kleine Kinder, wickelt sie sogar im Bus. Eine andere, mit goldener Brosche, sagt: "Bloß gut, dass der mit dem Bagger nicht auf die Bombe gehauen hat."

"Sprengstoff geht nicht kaputt"

Um kurz nach Elf trifft Josef Beier ein, ein ernster Mann mit grauem Vollbart, ein Kampfmittelräumer aus Niederbayern, gekleidet in einen grauen Overall. In der Grube reinigt er die Bombe, mit einem Kollegen sucht er den Zünder.

Was da vor ihm liegt, ist eine Rarität: Eine amerikanische Fliegerbombe, 250 Kilo schwer, mit einem britischer Auslöser. Einem klassischen Aufschlagzünder zum Glück, der nur mechanisch ausgelöst werden kann. Beier löst vorsichtig den Zünder von der Kruste und dreht ihn langsam heraus. Um 11.25 Uhr hält er ihn in der Hand, ein blankes, braun schillerndes Stück Metall, "innen wie neu", sagt der 55-Jährige.

Der Räumer arbeitet für eine private Firma im Auftrag des Freistaats. Er wird die Fliegerbombe aus dem Jahr 1945 nun nach Ingolstadt transportieren, dort trennen Kollegen die 120 Kilogramm Sprengstoff ab und zerschneiden die Metallhülle, "dann ist sie nur noch Schrott", sagt Beier. Den Sprengstoff kann er wiederverwenden, etwa wenn er Handgranaten zur Explosion bringen muss. "Sprengstoff geht nicht kaputt", sagt Beier.

Im Bus, unter den Anwohnern und Haushälterinnen, löst die gute Nachricht regelrechte Begeisterung aus. "Ja, bravo", ruft eine ältere Frau mit grauem Haar, "sehr schön!" Eine andere Dame pflichtet ihr bei: "Gottseidank!" Und Elna Heinrich kann endlich wieder an ihre Arbeit gehen.

© SZ vom 30.08.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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