Basic-Kooperation mit Lidl verunsichert Kunden:Bio ist nicht gleich Bio

Lesezeit: 2 min

Kleinere Naturkostläden und regionale Ketten profitieren vom schwindenden Vertrauen in den Großmarkt - obwohl die Basic-Kette keine weiteren Aktien an die Schwarz-Gruppe verkauft hat.

Charlotte Frank

Obwohl die Bio-Supermarktkette Basic Anfang der Woche den Verkauf ihrer Aktienmehrheit an Lidl gestoppt hat, sind die Öko-Kunden weiterhin stark verunsichert, viele suchen nach Alternativen. Kleinere Bioläden profitieren aber vor allem deshalb von der Basic-Krise, weil Lieferanten jetzt wieder verstärkt auf die Kooperation mit dem Naturkostfachhandel setzen.

Am Image gekratzt: Die Bio-Kunden sind die verunsichert. (Foto: Foto: ddp)

Als Gewinner aus der Basic-Krise gehen vor allem größere Biomärkte oder -filialen wie die Ökokette "Vollcorner" hervor. Diese verzeichnete zwar schon in den vergangenen Jahren stets ein Wachstum von 10 bis 15 Prozent, einen so deutlichen Anstieg wie zuletzt gab es aber selten. "Viele Kunden kommen auf der Suche nach einer Basic-Alternative zu uns", berichtet "Vollcorner"-Inhaber Willi Pfaff.

Außerdem gingen derzeit bei ihm zahlreiche E-Mails ein - "mit der Frage, ob wir auch unterwandert sind", sagt Pfaff, der dann auf die Tatsache verweisen kann, dass "Vollcorner" ein Familienbetrieb ist. "Daran wird sich auch nichts ändern. Ich bin nicht käuflich", betont er. Von Schadenfreude ist Pfaff allerdings weit entfernt. Durch Basic seien viele Kunden für Bioprodukte gewonnen worden, lobt er und warnt zugleich: "Der Glaubwürdigkeitsverlust der Kette tut niemandem in der Biobranche gut."

Bekenntnis zu kleineren Partnern

Dass ökologisch orientierte Kunden massiv verunsichert sind, hat auch Ulla Jüttendonk vom Naturkostgeschäft "Lebascha" an der Breisacher Straße registriert. "Viele beteuern, dass sie nicht mehr bei Basic einkaufen", sagt sie. "Bei uns hingegen wissen sie noch, was sie bekommen und wer dahintersteckt." Profit aus der Basic-Krise kann Jüttendonk jedoch nicht schlagen: "Basic spielt in einer ganz anderen Liga als wir, das ist eine unterschiedliche Kundschaft."

In kleineren Biogeschäften hätten Basic-Kunden bislang eher gekauft, wenn sie im Supermarkt etwas vergessen hatten. "Die beschweren sich jetzt alle. So etwas findet keiner toll", berichtet Günter Karger von "Vor Ort Naturkost" in Neuried. Trotzdem glaubt auch er nicht an große Kundenzuwächse bei den Fachläden. "Höchstens ein paar Schwankungen", meint auch Claudia Hölzer von "Brennessel" an der Türkenstraße.

Die Basic-Vorfälle wirken sich dagegen positiv auf die über Jahre gewachsene Zusammenarbeit kleinerer Läden mit Lieferanten und Bauern aus. So kündigte die Firma Dennree vergangene Woche zunächst ihre Zusammenarbeit mit Basic, dann schrieb sie an die Fachgeschäfte, man wolle mit dieser Distanzierung bewusst ein Bekenntnis zu einer "intensiven und nachhaltigen Zusammenarbeit" mit den kleineren Partnern abgeben. "Gerade in Zeiten knapper Märkte ist so eine Zusage wichtig", schätzt Dennree-Sprecherin Maren Schimanski.

Qualitätsmarketing statt Preisdrücken

Tatsächlich sind Lieferengpässe auf dem Biomarkt dank steigender Nachfrage absehbar. Vor allem beim Fleisch wird es eng. Dennoch sehen die Ökoläden die Marktsituation gelassen - und das nicht erst seit der Zusage von Dennree. "Die meisten von uns arbeiten schon seit Jahren mit regionalen Großhändlern zusammen, die ohnehin nicht mit Ketten oder Supermärkten kooperieren", sagt Gerhard Egger von "Mutter Erde" in der Amalienpassage. Diese Lieferanten würden nicht nur wegen des fairen Umgangs zu den kleinen Läden stehen, die meisten hätten gar nicht die Kapazität, um so riesige Mengen für Ketten zu produzieren.

Über die Jahre sei in der Münchner Biobranche ein zuverlässiges Netzwerk aus Geschäften, Bauern und Großhändlern entstanden. So beteuert Robert Dax vom regionalen "Ökoring": "Uns geht es um Qualitätsmarketing, nicht ums Preisdrücken." Deshalb werde man auch weiterhin zu den kleinen Läden halten, selbst wenn hier die Rendite geringer ist.

Zu all den Entwicklungen wollte Basic am gestrigen Mittwoch nicht Stellung nehmen. So gilt noch der Satz, mit dem die Vorstände am Montag den Stopp der Aktienverkäufe an Lidl begründeten: "Ein Teil unserer Kunden ist besorgt über die aktuelle Entwicklung bei uns. Das müssen wir sehr ernst nehmen."

© SZ vom 06.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: