Aus für Moschee-Bau:Schädliches Hick-Hack

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Aus und vorbei: Die Politik trägt zumindest eine Mitschuld daran, dass die Moschee in Sendling wohl nicht gebaut werden wird.

Michael Ruhland

Die einen befürchteten den Untergang des Abendlandes, sollte eine Moschee in Sendling gebaut werden. Die anderen ließen selbst die leiseste Kritik an dem Projekt nicht zu und unterstellten sofort fremdenfeindliche Motive. Gräben wurden ausgehoben, auch von den Stadtratsparteien. Nur mühsam gelang es der Politik, die Diskussion zu versachlichen.

Der Gotzinger Platz: Es hätte der Stadt gut zu Gesicht gestanden, den Muslimen ein Gotteshaus zu bieten. (Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Und nun: Aus, vorbei - kein Geld. Es mutet wie ein Treppenwitz der Geschichte an, dass das Projekt, um das jahrelang erbittert gestritten wurde und das endlich auf den Weg gebracht war, nun endgültig an der Finanzierung zu scheitern droht.

Dies ist keine gute Nachricht für München. Der Stadt hätte es gut zu Gesicht gestanden, den Muslimen ein Gotteshaus zu bieten. Eines, das im Stadtbild wahrgenommen wird, eines, auf das nicht nur die dort Betenden stolz sein können.

42.600 Türken leben in München, das ist die größte ausländische Gruppe. Schätzungen zufolge gehören etwa 60.000 Münchner dem Islam an. Sie müssen sich in engen Gebetssälen in Hinterhöfen drängen. Minarette inmitten der Stadt hätten auch symbolische Wirkung entfaltet: Die Stadt - weltoffen und tolerant.

Zermürbende Diskussionen

Die Politik trägt zumindest eine Mitschuld daran, dass daraus jetzt wohl nichts wird. Das lange Hick-Hack um den Standort und das Konzept; das Herumlavieren der CSU, die nicht wusste, ob sie jetzt für eine Moschee ist oder dagegen; der fehlende Weitblick von Rot-Grün, dass ein Bebauungsplan ein sinnvolles planerisches Instrument für das Projekt ist; der dadurch unnötigerweise provozierte Gerichtsentscheid. All das war zermürbend für die Antragsteller der türkisch-islamischen Gemeinde Ditim und hat nicht dazu beigetragen, die Spendenbereitschaft zu fördern.

Enttäuschend ist aber auch, dass der Dachverband Ditib augenscheinlich auf den prestigeträchtigeren Moscheebau in Köln setzt. Ohne die volle Unterstützung aus den eigenen Reihen hat das Projekt niemals eine Chance.

© SZ vom 04.12.2008/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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