Aufregung wegen FDP-Einladung:Frauen bitte im "kurzen Kleid"

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Brüderles Bruder im Geiste? Der bayerische FDP-Wirtschaftsminister lädt zur Preisverleihung - und Frauen soll doch bitte im "kurzen Kleid" kommen. Im Netz sorgt die Formulierung auf der Einladung gerade für ein wenig Aufregung. Nicht das erste Mal.

Sind wir mal ehrlich: Kleidervorschriften sind grundsätzlich diskriminierend. Nicht jeder sieht gut aus im Frack, muss sich aber hineinzwängen, wenn der Anlass es gebietet.

Kleidervorschriften sind auch verwirrend. Was bedeutet das noch mal, wenn in der Einladung steht: "Black Tie"? Außerdem steht da oft nur, was der Mann anzuziehen hat, die Frau soll sich dann passend kleiden. Das lässt Interpretationsspielraum offen - und Interpretationsspielraum bedeutet immer auch die Gefahr einer Blamage.

So gesehen wollte man es wohl im Wirtschaftsministerium besonders gut machen, als man in der Einladung zur Preisverleihung "Bayerns Best 50" - Wirtschaftsminister Martin Zeil will die 50 besten bayerischen Mittelständler als "Garant für Stabilität, Fortschritt und höchste Wettbewerbsfähigkeit" ehren - ganz am Ende den Dress-Code für Männer und Frauen hinterlegte: "Dunkler Anzug, kurzes Kleid".

Kurzes Kleid? Will die FDP Frauen etwa nur im kurzen Rock auf der Veranstaltung sehen? Die Einladung sorgt wegen dieser Formulierung jedenfalls gerade für ein wenig Aufsehen im Netz: "Brüderles Bruder im Geiste - will Frauen nur in kurzen Röcken sehen. Geht's noch?" fragt auf Twitter etwa @bonimunich. Ob das eine Innovation des Ministers sei, fragt ein anderer.

Eine Innovation? Nein. Das nun wirklich nicht. Eher ein selten benutzter, leicht anachronistischer aber dennoch offizieller Dress-Code - der schon einige Male für Aufsehen sorgte. So titelte die Augsburger Allgemeine vor einiger Zeit: "Sexismus in der Staatskanzlei?" Auch damals ging es um die Formulieren "kurzes Kleid". Ein SPD-Abgeordneter nahm das zum Anlass zu fragen, ob eine Einladung von Horst Seehofer als "tendenziös sexistisch" zu interpretieren sei.

Auch weil die Formulierung allzu wörtlich genommen wird, kommt es hin und wieder zu Irritationen. Das Handelsblatt berichtete schon im Jahr 2006 über eine Einladung eines Bundesministeriums, bei der etliche Damen wegen der Formulierung in der Einladung "einen ultrakurzen Minirock" trugen. Und schiebt hinterher: "Manche von ihnen konnten es sich so gar nicht leisten."

Das ist sexistisch und diskriminierend. Der Dress-Code "kurzes Kleid"? Eher nicht. Ein Sprecher des bayerischen Wirtschaftsministeriums erklärt: "Bei "kurzes Kleid" handelt es sich einfach um eine gängige Standardformulierung für einen abendlichen Dress-Code".

Und er führt sogar noch aus: "Das bedeutet, dass die Damen nicht im hochoffiziellen Abendkleid (als Pendant zu Smoking oder gar Frack bei Herren), sondern in einer eleganten, aber weniger offiziellen Kleiderordnung erscheinen dürfen - also selbstverständlich auch im Hosenanzug, in einem eleganten Kostüm oder in Kleidern jeder Länge."

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