Anwälte legen Mandat nieder:"Das Spiel ist für uns zu Ende"

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Der Fall Kaufmann wird immer undurchsichtiger: Der wegen Mordes inhaftierte, aber offenbar unschuldige Schauspieler scheint nur wenig Interesse an der Wiederaufnahme des Verfahrens zu haben: Mit seinen Anwälten redete er kaum noch.

Die Münchner Anwälte Steffen Ufer und Nikolaus Koehler begründen ihren Rückzug mit einem gestörten Vertrauensverhältnis zu ihrem in Berlin inhaftierten Mandanten.

Damit verzögern sich die Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens und um eine rasche Freilassung des aus Fassbinder-Filmen bekannten Schauspielers.

"Ein Mandant muss unser Spiel spielen, nicht seines", sagte Koehler. "Das hat Kaufmann lange genug getan." Wenn ein Mandant zu sehr quer schieße, "ist das Spiel für uns zu Ende". Bei einem Besuch der beiden Anwälte in der Berliner Haftanstalt Tegel, in der Kaufmann einsitzt, war es am Donnerstag zum Eklat gekommen.

Kaufmann hatte dabei viele Fragen der Anwälte nicht beantwortet. Ufer und Koehler brachen das Gespräch deshalb nach gut einer halben Stunde ab. Bei Kaufmanns Verhalten spielten möglicherweise Medienangebote für die Exklusivrechte an der Story des 56-Jährigen eine Rolle, sagte Ufer.

Kaufmann war - nach einem eigenen falschen Geständnis - im November vergangenen Jahres vom Landgericht München I wegen Tötung seines 60-jährigen Steuerberaters zu 15 Jahren Haft verurteilt worden - wegen schwerer räuberischer Erpressung mit Todesfolge.

Motiv für falsches Geständnis weiter unklar

Verantwortlich für den Tod des Steuerberaters sind nach neuen Ermittlungen aber drei vor kurzem in Berlin verhaftete Männer. Zwei von ihnen haben bereits Geständnisse abgelegt.

Kaufmann hat sich bisher nicht zu den Motiven des falschen Geständnisses geäußert. Möglicherweise wollte er seine zweite Ehefrau Alexandra schützen. Die inzwischen an Krebs gestorbene Frau soll sich bei dem Steuerberater unter falschen Angaben einen Kredit in Höhe von rund 400.000 Euro erschwindelt haben.

Sie soll auch das in Berlin inhaftierte Trio zu dem Überfall auf den Steuerberater veranlasst und mit einem der drei Männer ein Verhältnis gehabt haben.

Ufer und Koehler hatten Kaufmann in dessen Münchner Strafprozess verteidigt. "Wir waren ein gut eingespieltes Team mit 3000 Seiten Aktenkenntnis", sagte Koehler. Er und sein Kollege hätten aber genug andere Arbeit und bräuchten diesen Fall nicht.

(sueddeutsche.de/dpa)

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