Ägypter wegen Volksverhetzung angeklagt:"Der Tod in Ehre ist so schön"

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Ein ägyptischer Kaufmann vertrieb CDs für Kinder, auf denen Rassistisches zu hören ist. Wegen geistiger Brandstiftung wurde er nun zu 18 Monaten Haft mit Bewährung verurteilt.

Alexander Krug

Er sei kein religiöser Fanatiker, beteuert Abdel R. und auch "gegen Juden habe ich nichts". Warum er dann tausende CDs vertrieben hat, in denen Kinder zum "Schlachten der Juden" und zum Märtyrertod aufgefordert werden, dazu blieb der wegen Volksverhetzung angeklagte ägyptische Kaufmann gestern vor dem Amtsgericht allerdings eine Antwort schuldig. Das Gericht verurteilte ihn zu 18 Monaten Haft mit Bewährung.

Abdel R. ist 50 Jahre alt und lebt seit fast 20 Jahren in Deutschland. Er sei hierher gekommen, "um zu handeln", sagt er freimütig. Anfangs habe er vom Verkauf gebrauchter Autos und Textilien gelebt, seit 1997 vertreibe er nur noch CDs mit "Korantexten". Was die Ermittler bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in München, einem Lager in Berlin und dem Islamischen Zentrum in Nürnberg fanden, war indes alles andere als religiöses Schrifttum.

Auf den mit kindlichen Motiven versehenen CDs wird zu Intifada gegen die "Zionisten" aufgerufen, Juden werden als "Affen und Schweine" verhöhnt, die man "abstechen" oder "schlachten" müsse. "Der Tod in Ehre ist so schön, wir mögen und lieben ihn, so wie ihr das Leben. Zählt schon mal eure Tage. Außer Tod gibt es für euch nichts", heißt es in einem der "Kinderlieder".

"Ich bin ein ganz normaler Muslim", lässt Abdel R. über seinen Dolmetscher erklären. Er habe die CDs von einem Freund aus Schweden bezogen, von deren Inhalt habe er nichts gewusst: "Ich hatte keine Ahnung, was da drauf ist." Staatsanwalt Martin Hofmann nimmt ihm das nicht ab. Nach seinen Erkenntnissen gehört Abdel R. zum "Dunstkreis" islamischer Fanatiker. Er pflegte auch Kontakte zum "Hassprediger" Yehia Yousif, der als Schlüsselfigur der Ulmer Extremisten-Szene gilt.

Juden als "Hurensöhne und schmutziges Volk" beschimpft

Dort waren erst kürzlich drei mutmaßliche Terroristen unter dem Verdacht festgenommen worden, einen Anschlag geplant zu haben. Aus einer Telefonüberwachung des Angeklagten ergeben sich auch durchaus Anhaltspunkte, die seine vermeintliche religiöse Toleranz in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. "Juden sind Hurensöhne. Die Juden sind ein schmutziges Volk", sagt Abdel R. in einem abgehörten Telefonat zu einem Freund.

Sein Anwalt erklärt, er kenne den Angeklagten schon lange und hätte niemals die Verteidigung übernommen, wenn es einen terroristischen Hintergrund gäbe. Staatsanwalt Hofmann will ihm das auch nicht unterstellen, er redet aber von "geistiger Brandstiftung", derer sich der Angeklagte schuldig gemacht habe. "Sie bringen Hass, Intoleranz und Gewaltbereitschaft in unser Land", wirft er Abdel R. vor. Besonders verwerflich sei es, dass er mit seinen CDs auch noch gezielt Kinder indoktriniere.

Der Amtsrichter schließt sich dieser Ansicht an. "Bei diesen unglaublichen Äußerungen gibt es nichts zu verniedlichen", betont er. "Wir wollen so etwas definitiv nicht in unserem Land." Dass der Angeklagte von dem Inhalt der CDs nichts gewusst haben will, nehme er ihm nicht ab. Religiosität sei "an sich kein Problem", aber Abdel R. zeige eben auch eine gewisse Nähe zu Terroristen und "das nehmen wir ganz ernst".

Die 18 Monate Haft werden dennoch zur Bewährung ausgesetzt. Abdel R. sei nicht vorbestraft und bekomme daher "wie jeder andere auch eine zweite Chance". Als Bewährungsauflage muss er 200 Stunden Sozialarbeit ableisten. Abdel R. nimmt das Urteil sofort an.

Seine zwei Ehefrauen leben im Ausland, derzeit hat er 170.000 Euro Schulden. Woher diese stammen, ist nicht geklärt, auch sein ausländerrechtlicher Status bleibt offen. Der Staatsanwalt weist ihn aber schon darauf hin, dass sich nun Gewerbeamt und Ausländerbehörde seiner annehmen werden.

© SZ vom 26.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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