Zum Tod von Hans Dichand:Ein Verleger mit Krone

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Er verwirklichte den Traum von einem Blatt fürs Volk und belohnte sich mit politischer Macht: Hans Dichand und seine Wiener "Kronen Zeitung". Der gefürchtete Verleger starb 89-jährig.

Franz Baden

Für den Fall des Falles hatte er vorgesorgt. Auf dem Grinzinger Friedhof besorgte sich der österreichische Zeitungscäsar beizeiten einen Grabstein, den nur sein Name zieren soll: "Dichand". Der Grund, den er kokettierend der Umwelt erläuterte: "In meiner kleinen Welt muss das genügen."

Hans Dichand, Herausgeber der "Kronen Zeitung", ist tot. (Foto: rtr)

Kleine Welt? Hans Dichand verstand sich auf den großen Auftritt. Unterhalb des Eingriffs in die Speichen des großen Weltgeschehens machte er es nicht. Er machte Kampagnen, zuweilen schlimmster populistischer Art mit seiner Schöpfung Kronen Zeitung. Der "Kanzlermacher", wie er gelegentlich genannt wurde, unterstützte den Kampf gegen ein Donaukraftwerk in der Hainburger Au oder half dem in der internationalen Presse wegen antisemitischer Verwicklungen im Zweiten Weltkrieg angegriffenen Bundespräsidenten Kurt Waldheim.

Seine letzte Großtat war die Inthronisierung des jetzigen österreichischen Bundeskanzlers Werner Faymann (SPÖ). Die Elogen waren so stark, dass sich alle Welt fragte, ob es womöglich verwandtschaftliche Beziehungen gebe.

In seiner Welt genügte der Name "Dichand" nicht, es mussten schon wohlklingende Bildungsbürgerpseudonyme wie "Cato" oder "Aurelius" sein. Der Autor hämmerte den Österreichern geradezu seine Botschaften ein, schließlich macht sein Blatt relativ - im Vergleich zur Bevölkerungsgröße - so viel Auflage wie sonst niemand auf der Welt. Marktanteil: 40 Prozent. So war Dichands Deutung immer auch gefürchtet in der Politik.

Er selbst sah sich "im Vorhof der Macht", wie eines seiner Bücher hieß. Per Interview ließ er verlautbaren, er streichle zu Hause lieber seinen Hund als Macht auszuüben. Doch geschmeichelt war er schon, als eine Filmdokumentation zeigte, wie Dichand in der Wiener Hofburg 2002 mit dem damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil einen Gugelhupf aß.

Der Mann hatte einen steilen Aufstieg hinter sich. Am 29. Januar 1921 wurde Dichand als Sohn eines Schusters in Graz geboren. Nach der Druckerlehre und einem Kriegseinsatz bei der Marine machte er bei einem englischen Nachrichtendienst Bekanntschaft mit dem Journalismus. Dann wurde er Chefredakteur: zunächst bei der Murtaler Zeitung, dann von der Kleinen Zeitung und schließlich vom Kurier in Wien. Und dann machte er seinen Traum von einer Zeitung fürs Volk wahr und erwarb zusammen mit dem Marketingexperten Kurt Falk 1959 die Krone. Schon im dritten Jahr machte das Blatt einen guten Gewinn.

Hans Dichand war ein gemachter Mann, stets im Streit mit seinem Partner, der nach 1986 nicht mehr Falk hieß, sondern WAZ: Der Essener Zeitungskonzern beschloss, die österreichische Presselandschaft aufzumischen. Der Haussegen hing beispielsweise mal wieder schief, als der Patron, Vater dreier Kinder, im Jahr 2001 seinen Sohn Christoph zum Chefredakteur machte.

Zuletzt war die Gewinnbasis der Krone offenbar recht zerbröckelt. Verleger Dichand schrieb jedoch bis zum Schluss unverdrossen Kommentare. Seine Schwiegertochter Eva leitet die Gratiszeitung Heute.

Der Kunst war der illustre Pressemann, der Paris überaus schätzte, sehr zugetan. Er gilt als einer der größten Kunstsammler des Landes. Von der Redaktion aus war er vor einer Woche ins Krankenhaus gebracht worden. Dort ist Hans Dichand im Alter von 89 Jahren am Donnerstag gestorben.

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