US-Medien:Löschmittel

Lesezeit: 1 min

Nach der Insolvenz der umstrittenen US-Klatschseite "Gawker" gibt es einen neuen Kaufinteressenten für die Reste des zerschlagenen Portals: Peter Thiel, der den Rechtsstreit gegen die Seite finanziert hatte. Ein Kauf könnte für ihn gleich doppelt attraktiv sein.

Von Karoline Meta Beisel

Die Affäre um die Klatschseite Gawker gilt als Präzedenzfall für Reiche, die sich unliebsame Berichterstattung mit Geld vom Hals schaffen. Im vergangenen Jahr musste das Portal nach einem Rechtsstreit mit Hulk Hogan den Betrieb einstellen, die Seite hatte ein Sex-Tape des früheren Wrestlers veröffentlicht. Besonders machte den Fall aber nicht Hogans Sieg, sondern wer für dessen Prozesskosten aufgekommen war: der deutschstämmige Silicon-Valley-Investor und Milliardär Peter Thiel, den Gawker Jahre zuvor als schwul geoutet hatte. Mit Rache habe sein Engagement nichts zu tun, erklärte sich Trump-Unterstützer Thiel später, als das Ganze herausgekommen war: Ihm gehe es um Abschreckung.

Offenbar ist für Thiel die Insolvenz von Gawker aber noch nicht Abschreckung genug. Berichten zufolge möchte er bei der Versteigerung der Reste von Gawker selbst mitbieten. Ein entsprechendes Schreiben seiner Anwälte sei in der vergangenen Woche bei dem zuständigen Gericht eingegangen, wie Buzzfeed zuerst berichtete.

Gawker zu kaufen, könnte für Thiel aus zwei Gründen interessant sein. Zum einen sind die Website und das Archiv von Gawker bis heute online - darunter auch der Artikel "Peter Thiel ist schwul, Leute", mit dem der ganze Streit 2007 angefangen hatte. Sollte Thiel Gawker kaufen, könnte er das Archiv löschen und aus dem Netz entfernen, so die Befürchtung. Von der Seite Gawker bliebe dann nichts als die Geschichte über ihren Untergang.

Zum anderen hat ein New Yorker Gericht dem Insolvenzverwalter von Gawker im Sommer erlaubt, die Verbindung zwischen Thiel und Hulk Hogans Anwalt zu untersuchen. Dabei geht es um die Frage, ob zwei weitere Prozesse gegen Gawker, die von diesem Anwalt geführt wurden, ebenfalls heimlich von Thiel finanziert wurden. Dem Wall Street Journal zufolge glauben die Juristen von Gawker, eventuell selbst Ansprüche gegen Thiel zu haben, sollte sich herausstellen, dass es diesem von Anfang an nur darum ging, Gawker zu zerstören. Wer auch immer am Ende neuer Eigentümer des Klatschportals wird, hätte es in der Hand, zu dieser Frage weitere Nachforschungen anzustellen - oder eben nicht, und den Rechtsstreit ein für alle mal zu beenden.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: