US-Kultserie "Desperate Housewives":Poesie der Körperteile

Mordfälle, vergrabene Körperteile, und in Kellern gefangen gehaltene Familienmitglieder: Der Zauber der "Desperate Housewives" lag in der gnadenlosen Überzeichnung. Nun wird die US-Fernsehserie eingestellt. Ein Nachruf.

Katharina Riehl

Der amerikanische Kanal ABC vermeldete am vergangenen Sonntag in seiner Nachrichtensendung "das Ende einer Ära". Gemeint war das Ende der Serie Desperate Housewives, die nach der aktuellen achten Staffel nicht mehr fortgesetzt werden soll.

Desperate Housewives

Kein Leben mehr nach "Sex and the City": Auch die "Desperate Housewives" sind am Ende.

(Foto: obs)

Angesichts der Tatsache, dass es sich bei Desperate Housewives um eine ABC-Serie handelt, könnte man das Seufzen der Sprecherin und die Wortspiele, in denen der Begriff "desperate", also verzweifelt, vorkam, als mangelnde Distanz in der Berichterstattung deuten. Aber dann, andererseits, ist es ja auch wirklich zum Verzweifeln.

Als die Vorort-Hausfrauen Bree, Susan, Lynette und Gabrielle im Frühjahr 2005 ins deutsche Fernsehen kamen, traten sie an, ein Loch zu füllen. Es ist gar nicht nötig, der von Frauenmagazinen unendlich wiederholten These zu folgen, dass Sex and the City das Liebesleben der Frauen revolutioniert habe: Die Serie um die vier New Yorker Freundinnen hatte weltweit unendlich viele, nicht nur weibliche Fans.

Als sie 2004 nach der sechsten Staffel endete, blieb nicht viel mehr, als sich die DVD-Box zu kaufen und auf bessere Zeiten zu hoffen. Was kam, war Desperate Housewives. Und das war nun wirklich nicht dasselbe.

Carrie und Co. spülten ihre Sorgen mit ihren überdurchschnittlich schönen Männern mit Champagner statt Prosecco hinunter. Doch die Verwicklungen in der Wisteria Lane, einer von ordentlichem Rasen gesäumten Straße im fiktiven Bundesstaat Eagle State, haben mit dem Leben in durchschnittlichen Vororten wirklich gar nichts zu tun.

Die verzweifelten Hausfrauen kämpfen mit Problemen eines Alltags, der sich durch Mordfälle, vergrabene Körperteile, und in Kellern gefangen gehaltene Familienmitglieder auszeichnet. Die Poesie der Desperate Housewives liegt im totalen Irrwitz, in der gnadenlosen Überzeichnung.

Bleibt nur die Hoffnung auf bessere Zeiten

Nun sind die Damen, man mag das irgendwie sogar stimmig finden, wohl zu hoch geflogen. Während die Honorare der Schauspielerinnen immer weiter stiegen, sanken die Quoten von anfänglich 24 auf zuletzt zwölf Millionen, woraufhin ABC die geplante neunte Staffel kassierte. Bei Pro Sieben laufen von 24. August an aber noch die letzten Folgen der siebten Staffel, 2012 folgt die achte. Und dann? Bleibt nicht viel mehr, als sich die DVDs zu kaufen und auf bessere Zeiten zu hoffen.

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