Tom-Tykwer-Projekt:Neue beste Freunde

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Volker Bruch, 35, wird in "Babylon Berlin" den Kommissar Gereon Rath verkörpern, die zehn Jahre jüngere Liv Lisa Fries seine Freundin Charlotte. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

ARD und Sky präsentieren die Serie "Babylon Berlin", die erste Koproduktion zwischen einem öffentlich-rechtlichen und einem Bezahl-Sender. Drehbeginn ist im Frühjahr.

Von Charlotte Haunhorst

Früher, da waren die Verhältnisse klar: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen galt als zuverlässig langsam und ein bisschen angestaubt, das Privatfernsehen hingegen als volksverdummend und das geldgierige Pay-TV sowieso als das allerschlimmste. Keiner wollte mit dem anderen spielen - wenn überhaupt, traf man sich öffentlich nur, um den anderen schlechtzureden.

Umso erstaunlicher, was sich am Mittwoch im Kino Babylon in Berlin-Mitte ereignete: Dort saßen Vertreter vom Ersten Deutschen Fernsehen und dem Pay-TV-Sender Sky auf der Bühne und taten das, was man in einem plüschigen Kino tun sollte: sich gut finden. Es überwogen die Danksagungen, das Wort "Innovation" war wohl das am häufigsten benutzte.

Denn ARD und Sky werden 2016 das erste Mal in ihrer Geschichte gemeinsam eine Serie produzieren, X-Filme und Beta-Film sind als Produzenten und Vertrieb ebenfalls mit im Boot. Regie und Drehbuch übernehmen Tom Tykwer ( Cloud Atlas) sowie Achim von Borries und Hendrik Handloegten ( Was nützt die Liebe in Gedanken). Babylon Berlin wird die Serie heißen und auf Volker Kutschers Krimireihe um den aus Köln nach Berlin geratenen Kommissar Gereon Rath, gespielt von Volker Bruch, basieren. Genau genommen erst mal auf dem ersten Band Der nasse Fisch . Die wichtige Frauenrolle der Charlotte übernimmt Liv Lisa Fries.

Kutschers Krimireihe gilt als opulentes und realistisches Sittengemälde der Stadt Berlin in den 1920er-Jahren, mit emanzipierten Frauen, verschrobenen Untergrundbossen, Straßenkämpfen zwischen Kommunisten und Braunhemden, Kokain und Jazz. Viel Potenzial also für eine spannende deutsche Fernsehserie.

Allerdings denken ARD und Sky bei der Produktion auf internationalem Niveau. 2,5 Millionen Euro Kosten sind pro 45-minütiger Folge angesetzt, mit der Summe bezahlt die ARD sonst zwei Tatorte. Außerdem sind bereits jetzt zwei Staffeln mit jeweils acht Folgen geplant, dabei ist Drehbeginn erst im Frühjahr 2016. Diese Entscheidung wirkt umso interessanter, wenn man bedenkt, dass die meisten neu produzierten Serien erst einmal die Feuerprobe im Rahmen einer Pilotfolge durchleben müssen. Erst, wenn die positiv verläuft, wird eine Staffel in Auftrag gegeben.

Insgesamt wolle man mit den Kosten für die ersten beiden Staffeln trotzdem "unter 40 Millionen Euro" bleiben, was als Zahl natürlich vage ist. Wie diese Gelder sich zwischen den verschiedenen Produzenten aufteilen, wurde ebenfalls nicht verraten. ARD-Programmdirektor Volker Herres bezeichnete die Aufteilung als "fair", wo Beta-Film-Chef Jan Mojto dann doch widersprechen musste. Ein bisschen gefrotzelt wurde also doch.

Die Erstausstrahlung von Babylon Berlin wird 2017 auf dem Pay-TV-Sender Sky erfolgen, ab 2018 läuft sie dann auch in der ARD. Angesprochen auf diese Entscheidung, sagte ARD-Degeto-Chefin Christine Strobl: "Was heute noch ungewöhnlich wirkt, wird in fünf Jahren vielleicht Alltag sein. Ich rate allen dazu, dieser veränderten Welt nicht ängstlich gegenüberzustehen."

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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