Radiotipps zum Wochenende:Bildermacht, Wortmacht

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Mit Brechts Liedern kann man heute noch Revolution machen, und weil auch Bilder aufrütteln können, gängelt Chinas Staatsführung unabhängige Filmemacher. Um Geschichten über solche Wirkmächtigkeiten zu erzählen, bedient sich das Radio der eigenen Wortmacht.

Von Stefan Fischer

Während derzeit The Great Wall weltweit in den Kinos läuft, eine amerikanisch-chinesische Koproduktion, die von Peking politisch gewollt und inhaltlich gutgeheißen ist, haben es unabhängige Filmemacher in China immer schwerer, ihre Projekte zu realisieren. Davon berichten Caroline von Eichhorn und Hinnerk Feldwisch-Drentrup in ihrem Feature Zerschnittener Traum (Bayern 2, Samstag, 13.05 Uhr). Ebenfalls von Außenseitern erzählt Tom Schimmeck: Sein Feature Black America spielt in Chicagos South Side, wo Michelle Obamas Vorfahren als Sklaven gelebt haben. Die aktuellen Bewohner berichten, ob sich für sie unter Obamas Präsidentschaft etwas am Rassismus gegen Schwarze geändert hat (NDR Info, Sonntag, 11 Uhr). Unterdrückung geschieht auch mittels Sprache. Tilman Hecker hat LTI - Notizbuch eines Philologen, Victor Klemperers Alltagsstudie über die Sprache der Nationalsozialisten, fürs Radio inszeniert (WDR 5, Sonntag, 17.05 Uhr). Aber auch die Revolution ist wortmächtig: Christian Lösch schildert in Ändere die Welt, sie braucht es, wie Bertolt Brechts Liedtexte in Griechenland heute noch eine Rolle spielen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung (BR Klassik, Freitag, 19.05 Uhr).

Ein Hörspiel über die Gentrifizierung in Berlin, an einem tatsächlichen Fall erzählt, mit vier Alt-Mietern sowie vier Schauspielern als ihre geistigen Untermieter: Lieber Nicolas Berggruen (Kulturradio RBB, Freitag, 22.04 Uhr). Dazu passen Samuel Becketts Unbehauste Mercier und Camier, mit Otto Sander und Peter Fitz (SWR 2, Sonntag, 18.20 Uhr). Von vertrackter Heimkehr handelt Agamemnons Tod, Gerhart Hauptmanns Nachdichtung des antiken Stoffes, 1946 im Auftrag der amerikanischen Besatzung fürs umzuerziehende deutsche Publikum inszeniert (DKultur, Sonntag, 18.30 Uhr). Purer Nonsens: Aldartenrahl von Eugen Egner (WDR , Mittwoch, 19.04 Uhr).

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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