Quiz-Neuauflage:Paarungshelfer!

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Hugo Egon Balder, 66, hat sich Genial daneben ausgedacht und moderierte die Sendung bereits von 2003 bis 2011. (Foto: Willi Weber/obs)

"Genial daneben" ist nach sechs Jahren zurück. Das Ratespiel mit Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen ist immer noch so überflüssig wie damals - und immer noch so unterhaltsam.

Von Hans Hoff

"Da simmer wieder." Lapidare Worte, mit denen Hugo Egon Balder am vergangenen Freitag nach sechsjähriger Pause das Comeback von Genial daneben einleitete, jener simplen Show, in der fünf angeblich lustige Menschen erraten müssen, was hinter Begriffen wie "Paarungshelfer" oder "schlafender Polizist" steckt. Am besten funktioniert das, wenn sie keinen blassen Schimmer haben, denn dann palavern die als professionelle Verhaltensauffällige geschulten Promis frei von der Leber und scheuen vor keiner noch so abstrusen Idee.

Das ist natürlich genauso überflüssig wie vor sechs Jahren. Und genauso angenehm unterhaltsam. Da nimmt man auch in Kauf, dass Hella von Sinnen wieder mit einer Kraft krakeelt, dass man der Unwetterzentrale empfehlen möchte, "die dicke Frau" (Eigenklassifizierung von Sinnen) demnächst als Naturgewalt auf den Bedrohungskarten zu verzeichnen. Auch einen Krächzkauz wie Ralf Schmitz erträgt man, weil der Komiker eine solche Masse an Worten absondert, dass irgendwann zwangsläufig etwas Lustiges dabei sein muss.

Zwischen den Temperamenten von Schmitz und von Sinnen oszilliert diese Show, wobei sich Balder als Quizmaster immer dann bewährt, wenn er den schwindelig geredeten Ratern mit einem knappen "falsch" die Luft rauslässt. Der Rest des Rateteams fällt nicht weiter auf. Luke Mockridges Redeanteile sind an einer Hand abzuzählen, Kaya Yanar ist so verknöchert unlustig wie eh und je, und Wigald Boning muss seine Rolle als Bernhard-Hoëcker-Ersatz noch ausfüllen lernen.

Den gelegentlich auftretenden Spaß an dieser Meisterschaft des freien Fabulierens mindert das indes kaum. Denn schließlich geht es hier um nichts weiter als um das Füllen von Sendezeit bei Sat 1. Damit darf Genial daneben nach wie vor als perfektes Sinnbild des deutschen Fernsehens gelten. Man sieht Menschen, die nicht den Schimmer einer Ahnung haben und dies möglichst laut kundtun. Gelegentliche Parallelen zu ernst gemeinten Talkshows ließen sich mit etwas Forschergeist durchaus belegen.

Ein Paarungshelfer ist übrigens ein Stück Plastik, mit dem man Socken in der Waschmaschine aneinander bindet, und ein schlafender Polizist ist eine Bremsschwelle, die der Verkehrsberuhigung dienen soll.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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