Kevin Can Wait:Total normal

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Nach dem Ende von "King of Queens" hat Kevin James wieder eine Serie.

Von Benedikt Frank

Fernsehzuschauer müssen oft zu Helden und Reichen hinaufschauen oder zu den armen Leuten hinunter, die im Reality-TV vorgeführt werden. Am schönsten ist es aber, ohne sich den Nacken zu verrenken, Figuren anzusehen, die in etwa so sind, wie man selbst. Für die amerikanische Arbeiterklasse waren diese in den Fünfzigerjahren in der Serie Honeymooners zu finden, sie lebten in einem Mietshaus in New York und waren etwa Busfahrer. Als ähnliche Typen später in neuen Serien wiederkamen, lebten sie schon in kleinem Wohlstand in der Vorstadt. Kevin James adelte in King of Queens von 1998 an als Paketlieferant Doug den kleinen, übergewichtigen, aber immer sehr herzlichen Mann. Knapp zehn Jahre nach dem Aus ist er nun in Kevin Can Wait wieder in einer Serie zu sehen. Kevin ist, was Doug schon immer sein wollte: im Frühruhestand. Er ist auch in der neuen Serie ein groß gewachsener Kindskopf. Seine Frau würde sich ohne Klage auf wundersame Weise um Haushalt, Kinder und Einkommen kümmern, wenn Kevin nun nicht sehr viel Zeit hätte, ständig etwas auszuhecken. Kam in King of Queens noch der Schwiegervater ab und zu aus dem Keller, um den Familienfrieden zu stören, ist es nun der Freund der Tochter, der in die Garage zieht.

Mehr als drei Sätze ohne Pointe und eingespielte Lacher sind nicht erlaubt, und wer nicht genau hinsieht, könnte Kevin Can Wait leicht mit King of Queens verwechseln; es gehört eben auch zur Aufgabe eines professionellen Fernseh-Normalos, seinem Publikum vertraut bleiben zu müssen. Ändern dürfen sich bestenfalls nur Details wie etwa der Grundriss (die Küche ist jetzt links vom Wohnzimmer). Für so wenig Anpassung ist ein Rollentausch aber beachtlich: War Doug in King of Queens noch von seinem senilen Schwiegervater genervt, ist Kevin nun ein Ärgernis für den Freund seiner Tochter, der ihm nicht Kerl genug ist. Der Vorstadt-König bangt um seinen Thron.

Kevin can wait , abrufbar bei Amazon Prime.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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