Nachruf:Vermittler und Versöhner

Ari Rath kam im Januar 1925 in Wien zur Welt, 1957 wurde er Redakteur bei der Jerusalem Post, deren Chefredaktion er knapp 20 Jahre später übernahm. (Foto: Andy Wenzel/dpa)

Der langjährige Chefredakteur und Herausgeber der "Jerusalem Post", Ari Rath, ist tot. Er starb im Alter von 92 Jahren in seiner ersten Heimat Wien.

Von Cathrin Kahlweit

Ari heißt Löwe war der Titel seiner Memoiren, aus denen Ari Rath so oft und gern vorlas, und ein Löwe, wenngleich ein sanfter, war er. Rath ist in Wien, wo er geboren wurde und zur Schule ging, in den letzten Jahren seines Lebens fast so bekannt - und mindestens so beliebt, ja geliebt gewesen, wie in Israel, wohin sich der 13-jährige Bub 1938 aus dem damals für Juden lebensgefährlich gewordenen Europa mit seinem Bruder Max per Kindertransport retten konnte. Anfangs schlugen sich die beiden in einem Kibbuz durch. Später wurde Rath einer der renommiertesten Journalisten Israels, Herausgeber und Chefredakteur der Jerusalem Pos t, Buchautor, und nicht nur das: Er wurde ein Vermittler, ein Versöhner, zu seinen besten Freunden gehörten Palästinenser und später, als er sich auch der ersten Heimat wieder annäherte, auch wieder Österreicher. Ari Rath hat im hohen Alter noch einmal neben der israelischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen, er hat als Vortragender und Zeitzeuge in Schulen und Universitäten gestanden, hat auf der Bühne des Burgtheaters Zeugnis abgelegt von Antisemitismus und der Judenvernichtung in Europa. "Zukunft kann nur entstehen, wo man aus Vergangenheit lernt", hat Ari Rath immer gesagt, doch seine Zukunft ist nun zu Ende. Am Freitag ist der wunderbare Mensch und kluge Journalist Ari Rath mit 92 Jahren in Wien gestorben.

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