Meinungsforschung:Twitter-Quote

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Das US-Institut Nielsen will den Erfolg von Fernsehsendungen künftig auch in den sozialen Netzwerken ermitteln, bei Twitter, Facebook und bald vielleicht auch bei Instagram. In Deutschland ist mit solchen Zahlen noch nicht zu rechnen.

Von Sara Weber

Nielsen weitet seine Reichweitenmessung aus: Künftig ermittelt das US-Marktforschungsinstitut auch, wie intensiv in sozialen Netzwerken über Fernsehsendungen diskutiert wird - und nicht mehr nur, wie viele Menschen eine Sendung tatsächlich gesehen haben. Die sogenannten "Social Content Ratings" sollen Reichweite und Einfluss von Fernsehsendungen in Zahlen fassen. Einbezogen werden Unterhaltungen, die auf Facebook und Twitter stattfinden, zu einem späteren Zeitpunkt könnte auch der Foto-Dienst Instagram integriert werden. Die ersten Daten sollen im ersten Halbjahr 2016 veröffentlicht werden, zunächst ist der Dienst begrenzt auf die USA, Australien, Mexiko und Italien.

Bereits seit 2013 misst Nielsen, wie viele Leute sich auf Twitter über Fernsehsendungen unterhalten. Täglich werden Zahlen für die fünf einflussreichsten Serien sowie Sportprogramme veröffentlicht In der vergangenen Woche an der Spitze: die TV-Debatten der Demokraten und Republikaner im amerikanischen Vorwahlkampf und die Dating-Show The Bachelor.

Für die "Social Content Ratings" will Nielsen neben der Zahl der Posts und Tweets auch Interaktion in Form von Teilen und Liken und die Reichweite der Inhalte messen. Auch demografische Daten sollen erhoben werden, soweit möglich. Der Dienst ist nicht auf lineares TV beschränkt, sondern integriert auch Inhalte von Streamingdiensten. Anbieter wie Netflix und Amazon Prime veröffentlichen keine Zuschauerzahlen zu einzelnen Sendungen. Netflix-CEO Reed Hastings hat am Dienstag im SZ-Interview bestätigt, dass das auch so bleibt. Die Social Content Ratings über Serien wie House of Cards oder Narcos dürften künftig daher als Indikator für Erfolg und Misserfolg dienen.

Die Quoten von Fernsehsendungen werden in den USA und in Deutschland traditionellerweise in repräsentativ ausgewählten Testhaushalten ermittelt: Sobald der Fernseher läuft, wird mitgemessen. Die Nutzung von Streamingdiensten, Mediatheken und Onlineportalen wird nur teilweise oder gar nicht erfasst. Die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung, die in Deutschland die TV-Quoten misst, hat derzeit kein gemeinsames Projekt geplant, das sich mit sozialen Netzwerken befasst, sagt Bernhard Engel, Sprecher der Technischen Kommission der AGF. Daten zu Twitter und Facebook erhebe jeder Sender für sich selbst. Nielsen wurde kritisiert, nicht mehr zeitgemäß zu sein.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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