MDR-Affäre geht weiter:Wie teuer wird es diesmal?

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Erst ein unwürdiger Intendanten-Abgang, dann ein Tanz für den tschetschenischen Präsidenten durch das Fernsehballett: Beim Mitteldeutschen Rundfunk folgt ein Skandal auf den nächsten. Nun ist schon wieder ein seltsamer Vertrag aufgetaucht.

Christiane Kohl

Eine gutbürgerliche Adresse in Berlin-Lichterfelde firmiert als offizieller Sitz des Unternehmens. Hinter sauber gestutzten Vorgärten sind roséfarbene Fassaden zu sehen. An einem Gebäude im Hinterhof ist ein Firmenschild angebracht: "Just for Fun" heißt das Unternehmen, das hier offenbar in Bürogemeinschaft mit einer Berliner Immobilien-Firma residiert. Hinter Just for Fun stehen zwei Personen: Der TV-Moderator Carsten Weidling und sein alter Schulfreund, der Immobilien-Manager René Bohacek.

Der ehemalige MDR-Unterhaltungschef Udo Foht hatte mit TV-Moderator Carsten Weidling Verträge über merkwürdige Sendekonzepte. (Foto: dpa)

Es sind Namen, die immer wieder auftauchen, wenn es um den Fall des einstigen Unterhaltungschefs beim Mitteldeutschen Rundfunk Udo Foht geht. Nach Meinung der Ermittler könnten sie eine zentrale Bedeutung haben in dem seltsamen Spiel, das der im Sommer vom Dienst suspendierte Fernsehmann Foht bei dem Sender trieb. Immer wieder pumpte der selbsternannte "König der Volksmusik" TV-Produzenten und Musikmanager um Geldzahlungen an, die er dann an andere Firmen weiterreichte - oder auch nicht.

Auffallend häufig gehörte das Firmenlabel Just for Fun zum Kreis der Begünstigten. Vordergründig ging es dabei unter anderem um eine TV-Produktion, die unter dem Titel Wir sind überall auf Sendung ging. Nach den Vermutungen von Beobachtern und Ermittlern könnte aber mehr dahinter stecken.

Die Staatsanwälte, die seit Spätsommer in der Affäre Foht ermitteln, haben den Kreis der Beschuldigten mittlerweile erheblich ausgeweitet. So wurde anfangs nur gegen einen MDR-Mitarbeiter, eben Foht, ermittelt sowie gegen fünf Beschuldigte aus TV-Produktionsfirmen - darunter auch Weidling und Bohacek. Inzwischen hat die Leipziger Staatsanwaltschaft gegen fünf weitere Personen die Ermittlungen eröffnet.

Es handelt sich um vier Vertreter von Produktionsfirmen und einen weiteren MDR-Mitarbeiter, den langjährigen Herstellungsleiter für den Unterhaltungsbereich Norbert May. Auch er dürfte ein guter Bekannter von Carsten Weidling sein, denn May hatte zeitweise die Produktion der MDR-Talkshow Riverboat verantwortet, in der Weidling einst als Moderator auftrat.

Neue Intendantin will restlos aufklären

Zwar war der Berliner als Moderator nicht allzu erfolgreich gewesen. Für seine Sendung Wir sind überall, die im MDR-Vorabendprogramm davon erzählt, was Sachsen alles im Ausland machen, aber scheint Weidling allerlei Register gezogen zu haben - jedenfalls Foht gegenüber. So soll er selbstbewusst Zahlungen von dem einstigen MDR-Unterhaltungschef gefordert haben, wie Beobachter berichten. Könnte der braungebrannte Moderator etwas gegen Foht in der Hand haben?

Noch kurz vor seiner Suspendierung hatte Foht mit Weidling einen neuen Vertrag abgeschlossen, diesmal unterzeichnete der Moderator als Vertreter der Hamburger Firma Soyando Media Network GmbH. Wenn der Vertrag, der am 20. Juli 2011 unterzeichnet wurde, rechtswirksam ist, dürfte der MDR noch einiges zu bezahlen haben. So sollte der MDR dem Text zufolge binnen einer Woche eine Zahlung über 25 000 Euro an Weidling und die Just for Fun leisten. Auch verpflichtete sich Foht, zehn weitere Sendekonzepte zu kaufen, die jeweils 1000 Euro plus Mehrwertsteuer kosten sollten und - völlig ungewöhnlich für eine öffentlich-rechtliche Anstalt - "innerhalb von einer Woche abgenommen" werden sollten.

Überdies ist von anderen Produktionen die Rede. Alles in allem ein Vertragsvolumen von etwa 200 000 Euro. Seit einiger Zeit gehen nun beim MDR Mails von Weidling ein, in denen dieser die Zahlung von einigen der in dem Vertragswerk genannten Summen verlangt. Weidling war für eine Stellungnahme bislang nicht erreichbar. Schon wird mit Schadensersatzforderungen gedroht.

Die neue Intendantin Karola Wille hat sich vorgenommen, den Fall Foht wie auch die anderen Affären restlos aufzuklären: "Da darf nichts kleben bleiben". Umgehend ließ sie daher nun den Herstellungsleiter May vom Dienst beurlauben, als die staatsanwaltlichen Vorwürfe dem MDR mitgeteilt worden waren. May ist allerdings schon seit einiger Zeit nicht mehr im MDR gesichtet worden - er gilt als krankgeschrieben.

Unterdessen soll der Bericht der hausinternen Ermittlers Ingmar Weitermeier in diesen Tagen der MDR-Intendanz zugehen. Der ehemalige Kriminalbeamte, der heute eine Unternehmensberatungsfirma leitet, war nach dem Betrugsfall im Kindersender beauftragt worden, die Kontrollabläufe im MDR zu untersuchen. In diesem Zusammenhang stieß er auch auf den Fall Foht.

© SZ vom 08.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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