Magazin-Neuheiten:Ganz oben wird's eng

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Immer mehr Städter gehen in die Berge. Nun gibt es das nächste Magazin für all die Hobby-Alpinisten: In "Bergwelten" schreibt auch der ewige Reinhold Messner.

Von Karoline Meta Beisel

Im Nieselregen zieht sich der Marsch durchs Tal. Abends Eintopf und Enzianschnaps gegen das Frösteln, dann eine viel zu kurze Nacht im leicht nach Schweiß riechenden Bettenlager - natürlich immer direkt neben dem lautesten Schnarcher. Wecken um sechs, wieder rein in die klammen Klamotten. Dann ein steiler, schweißtreibender Aufstieg - nur um auf dem Gipfel festzustellen: Wieder nicht geschafft, einen Berg für sich alleine zu haben.

Wandern und Bergsteigen sind plötzlich wieder das, was man als hipper Städter nun mal so tut am Wochenende. Das sieht man nicht nur auf den Berggipfeln, sondern auch auf Instagram, wo die Popsängerin Taylor Swift mit der Popsängerin Lorde durch die Berge stiefelt, oder im Kino, wenn Reese Witherspoon in Wild durch Kalifornien wandert. Und man sieht es im Zeitschriftenregal. Vor ein paar Monaten ist das Magazin All Mountain zum ersten Mal erschienen mit einem eher feuilletonistischen Blick auf die Berge. Bergwelten, das an diesem Dienstag zum ersten Mal am Kiosk liegt, ist das glatte Gegenteil: ein Magazin für die breite Masse; oder, wie der Untertitel vorgibt: "Das Magazin für alpine Lebensfreude".

An den Vorsatz, viele verschiedene Berginteressierte zu erreichen, hat sich die 12-köpfige Redaktion um Chefredakteur Klaus Haselböck gehalten. Im Heft geht es um die Alpen, auf den Himalaja und in die Provence. Es gibt Tourentipps für schwierige Klettersteige, für Reiterferien auf der Alm und für Felsen, an denen man "Bouldern" kann, also Klettern, bei dem man nicht tief stürzen kann. Der Maler Herbert Brandl erklärt, warum er immer wieder das Matterhorn malt; Autor Stefan Wagner beschreibt, wie sich sein 46-jähriger Körper nach drei Tage Wandern in der Eifel anfühlt. Reinhold Messner bestückt die Kolumne "Messners Philosophikum". Er schreibt, wie schwierig es war, beim Aufstieg auf den Mount Everest auch noch selbst zu filmen; die versprochene Philosophie lautet: "Ich wollte einmal hoch hinaufsteigen, um tief in mich hinabzusehen."

Eine schöne, wenn auch naheliegende Rubrik ist die "Gepäckkontrolle". Darin zeigt ein prominenter Bergsteiger den Inhalt seines Rucksacks. Im ersten Heft ist das die Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner. Bei ihrer Tour auf den K2 hatte sie genau 60 Gegenstände dabei - darunter nur einer, den sie selbst als Luxus bezeichnet: Feuchttücher. Auf dem Berg halte sie nachts alle Gegenstände, die nicht gefrieren dürfen, ganz nah an ihrem warmen Körper: "Da tut sich schon was in meinem Schlafsack."

Das Heft, das alle zwei Monate im Verlag des Red Bull Media House erscheint, ist die Print-Verlängerung des Bergwelten-TV-Magazins, das seit gut dreieinhalb Jahren im Red Bull-Fernsehkanal Servus TV zu sehen ist, aber anders als das Heft vor allem auf den (Extrem-)Sport am Berg setzt. Im Netz kommt nun mit www.bergwelten.com auch noch eine Plattform hinzu, auf der man Bergtouren planen, Wetterberichte abfragen, Höhenprofile einsehen kann.

Ob es all das nun wirklich braucht auf dem an Angeboten eh schon nicht armen Zeitschriftenmarkt für Bergsportler? Vermutlich nicht. Andererseits: Die Nacht im müffelnden Schlaflager braucht eigentlich auch niemand. Und trotzdem sind die Hütten plötzlich brechend voll.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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