Journalistisches Debakel:Reiterin der Apokalypse

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Judith Miller 2005 nach ihrer Haftentlassung mit New York Times-Herausgeber Arthur O. Sulzberger Jr (l.) und dem damaligen Chefredakteur Bill Keller. (Foto: Charles Dharapak/AP)

Die Journalistin Judith Miller lieferte der Regierung Bush mit Artikeln in der "New York Times" Gründe für den Irakkrieg. Später kam heraus, dass ihre Quelle gelogen hatte. Jetzt hat Miller ihre Memoiren vorgelegt.

Von Willi Winkler

Judith Miller ist, kaum zu glauben, die kleine Schwester des großen Produzenten Jimmy Miller. Der war verantwortlich für die besten Platten der Rolling Stones, für "Beggars Banquet" und "Let it Bleed", er läutet die Kuhglocke am Anfang von "Honky Tonk Women" und spielt am Ende von "Tumbling Dice" sogar statt Charlie Watts Schlagzeug. Rockmusiker sind als Aufsteiger traditionell reaktionär, dennoch ist auf den ersten Blick kaum zu begreifen, wie aus der kleinen Schwester eines allerdings drogensüchtigen musikalischen Genies, der einigen der wichtigsten Kulturgüter des 20. Jahrhunderts den entscheidenden Schliff gab, eine bedingungslose Kriegsgurgel werden konnte, die über Fakten hinwegging, als wären's Leichen.

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