Journalist ausgewiesen:Katzenfreunde

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Russland und Polen liefern sich einen bizarren Streit, in dem es um einen angeblichen Spionageverdacht geht und um ein Denkmal für einen General der Roten Armee. Einem Reporter wurde jetzt die Akkreditierung entzogen.

Von Julian Hans

Die Ausweisung eines polnischen Journalisten aus Russland wächst sich zu einer Schmierenkomödie aus. Vergangene Woche hatte das Außenministerium den Korrespondenten der liberalen Gazeta Wyborcza einbestellt, ihm seine Akkreditierung entzogen und erklärt, er habe 30 Tage, um das Land zu verlassen. Nach Darstellung des Ministeriums handelt es sich bei dem Schritt ausschließlich um eine "symmetrische Antwort", wie sie in der Diplomatie üblich ist: Im Oktober hatte Warschau einen Mitarbeiter der staatlichen russischen Agentur Rossija Segodnja ausgewiesen. Offiziell hieß es dazu nur, es gebe für diesen Schritt "gewichtige Gründe", in Warschau ist die Rede von Spionage.

Der von Moskau ausgewiesene Waclaw Radziwinowicz vermutet aber noch andere Gründe, dass es ausgerechnet ihn getroffen hat; in der Logik der Diplomatie wäre gewesen, ebenfalls einen Mitarbeiter einer staatlichen Agentur zu bestrafen. Bei einem Pressebriefing im Außenministerium sei er mit dessen Sprecherin Maria Sacharowa aneinandergeraten, erzählte Radziwinowicz russischen Medien. Sacharowa habe sich empört, dass in Polen ein Denkmal für einen General der Roten Armee demontiert wurde. Radziwinowicz wandte ein, dass dieser General im Zweiten Weltkrieg polnische Widerstandskämpfer verraten habe, außerdem seien auch in Russland nicht alle Denkmäler in bestem Zustand.

Am Dienstag schlug das Außenministerium auf Facebook zurück - mit einem Beitrag, der weder in Form noch Inhalt diplomatisch war. Natürlich hätten Journalisten "das Recht, auch mal schöpferisch abzuheben". Bei dem, was Raziwinowicz erzähle, handle es sich aber "mindestens um einen Thriller". Dabei habe er das Wesentliche ausgelassen: Der Korrespondent habe verlangt, dass das Außenministerium nach seiner Ausweisung seine Katze versorge: "Hab keine Angst, Marusja, wir haben Waclaw versprochen, uns um dich zu kümmern".

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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