Sonst waren es nur die Recken aus der Nazi-Ära, die, zäh wie Kruppstahl, schier unsterblich zu sein schienen: Heesters, Trenker, Riefenstahl, die ganze Bande. Selten, dass einer von den Guten so lange lebt. Der Amerikaner John Godfrey Morris ist einer davon. Seinen 25. Geburtstag feierte er 1941, als japanische Piloten Pearl Harbor bombardierten; Shinzo Abe, der jetzt als erster japanischer Ministerpräsident den Hafen auf Hawaii besuchen will, wurde erst dreizehn Jahre später geboren. Während der amerikanischen Invasion 1944 in der Normandie arbeitete Morris in London als Bildredakteur für das Magazin Life und brachte die Fotos von Robert Capa ins Blatt. Ein Teil davon war undruckbar, verwischt, unscharf, aber gedruckt wurden sie, als Dokument der Zeitgeschichte.
John Godfrey Morris:Augenzeuge der Geschichte
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Morris hat den Fotojournalismus geprägt wie kaum ein anderer, berühmt geworden ist er trotzdem nie. Jetzt wird der Bildredakteur von Robert Capa und Nick Út 100 Jahre alt.
Von Willi Winkler