Hörspiel:Lockrufe

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Von den Nazis geächtet und ermordet, vom Bayerischen Rundfunk wiederentdeckt: "Die Tigerin" nach Walter Serner spielt 1920 in der Halbwelt von Paris und Nizza, unter Hochstaplern und Edelprostituierten.

Von Stefan Fischer

"Für Hochstapler und solche, die es werden wollen": So ist das Hörspiel Letzte Lockerung untertitelt. Der Bayerische Rundfunk hat es vor drei Jahren produziert und damit den Autor Walter Serner, den die Nazis 1942 in einem Vernichtungslager ermordet haben, wieder in unser kulturelles Gedächtnis geholt. Es ist ein gleichermaßen lustiger wie arroganter Text, der die Hochstapelei mit dem Dandytum verbindet. Man kann von Serner, dem Dadaisten und Bohemien, tatsächlich fürs Leben lernen. Das fürchteten auch die präfaschistischen Kulturwächter: 1931, noch ehe die NSDAP die Macht übernommen hatte, sollte Serners sprachmächtiger Roman Die Tigerin - der Autor erfindet darin einen Soziolekt des französischen Rotlicht-Milieus - auf die "Liste der Schund- und Schmutzschriften" gesetzt werden, was Alfred Döblin verhindern konnte.

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