Ein paar Monate nachdem der Däne Mads Mikkelsen 2012 den Schauspielerpreis beim Filmfestival in Cannes gewonnen hatte und Die Jagd dann auch in Deutschland in die Kinos kam, musste er seinen Film gegen den Vorwurf der Verharmlosung in Schutz nehme. Die Jagd handelt von einem falschen Verdacht, ein Erzieher wird zu Unrecht von der Tochter seines besten Freundes des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, sein Leben wird daraufhin vor den Augen des gesamten Dorfes quasi abgewickelt. Die Jagd wolle nichts verharmlosen, sagte Mikkelsen, sondern mache deutlich, "wie tief Ängste in der Gesellschaft verwurzelt sind, wenn es um Kinder geht. Wie schnell eine starke Liebe in starke Angst umschlagen kann, sogar in starken Hass".
Das ZDF zeigt das Oscar-nominierte Drama am Montag und nähert sich dem Thema zusätzlich in einer Dokumentation. Falscher Verdacht - Unschuldig und doch bestraft heißt der kleine Film von Manfred Karremann, der zwar konventionell gemacht ist, aber trotzdem berührt, weil er die Geschichte von Liebe, Angst und Hass an einem realen Beispiel sehr anschaulich zu erzählen weiß.
Diese Geschichte, die ganz anders und doch ähnlich ist wie jene aus dem dänischen Filmdrama, spielt sich in Nordrhein-Westfalen ab, in einer kleinen Gemeinde bei Köln. Eine junge Frau, Erzieherin in einem Kindergarten, erfährt eines Morgens, dass sie des Missbrauchs verdächtigt werde. Das Bistum, das für die katholische Einrichtung zuständig ist, glaubt in den Aussagen eines Kindes Anhaltspunkte dafür gefunden zu haben. Es kommt zu Ermittlungen, die Presse berichtet großflächig, das Leben der Frau wird zerstört; am Ende war alles nichts. Und zurück bleibt eine der großen Fragen unserer Zeit: Wie kann man einem möglichen Opfer gerecht werden und trotzdem nie aus den Augen verlieren, was so ein Vorwurf für den Beschuldigten bedeutet?
Die Jagd , ZDF, 22.15 Uhr; Falscher Verdacht im Anschluss um 0 Uhr.