Dieter Thoma:Mit Format

(Foto: WDR)

Der ehemalige Hörfunkchef prägte den WDR nicht nur mit seiner Erfindung des zweistündigen "Mittagsmagazins" im Radio. Auch aus dem Fernsehen war er vielen Zuschauern bekannt. Am Freitag ist er im Alter von 90 Jahren gestorben.

Von Hans Hoff

In seiner jüngsten Sitzung hat sich der WDR-Rundfunkrat mit der Hörfunkwelle WDR 2 befasst und ausdrücklich die Wiederkehr des zweistündigen Mittagsmagazins als "journalistisches Format mit politischem Informationsgehalt" begrüßt. "WDR 2 kann damit seinem Anspruch als Informationsleitwelle besser gerecht werden", hieß es.

Sollte Dieter Thoma, der am Freitag im Alter von 90 Jahren gestorben ist, diese Mitteilung noch zur Kenntnis genommen haben, dürfte er sie mit einer kühl-ironischen Bemerkung kommentiert haben. Das war die Art des ehemaligen Hörfunkdirektors, wenn er auf unhaltbare Zustände stieß. Wo andere mit der Axt dreinschlugen, zückte Thoma das Florett. Man wüsste gern, was er zur Wiedereinführung des Mittagsmagazins gesagt hätte. Er selbst hatte das Format in den 6oer-Jahren erfunden und vor zwei Jahren mitanhören müssen, wie es im Tageswischiwaschi von weichgespülten Hörerbegleitsendungen verschwand. Es mag für den 1992 pensionierten Hörfunkchef eine späte Befriedigung gewesen sein, dass der WDR den Irrtum eingesehen hat und zurückgekehrt ist zu den Werten, für die Thoma einst stand.

Ältere Zuschauer kennen Thoma ( Kölner Treff moderierte, da er kundiger Gastgeber im Presseclub war. "Dieter Thoma hat Generationen von Journalisten geprägt", sagte Intendant Tom Buhrow am Freitag. Diese Würdigung hätte Thoma gemocht. Weniger gefallen hat ihm mit Sicherheit, dass auf Journalisten seines Formats im WDR immer seltener gehört wird.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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