Antisemitismus-Doku:Meinungsbildung

Die "Bild" zeigt auf ihrer Webseite 24 Stunden lang einen umstrittenen Dokumentarfilm über Antisemitismus, den WDR und Arte nicht ausstrahlen wollen. Unklar ist, wie der Film überhaupt beim Springer-Verlag gelandet ist.

Von David Denk

Die umstrittene und daher zurückgehaltene Doku über Antisemitismus in Europa ist nun doch zu sehen - wenn auch nicht im Fernsehen: Bild.de hat den vom WDR für Arte produzierten Film Auserwählt und ausgegrenzt am Dienstag online gestellt - offiziell nur für 24 Stunden, doch ist er damit nun auch auf Youtube abrufbar. Man wolle allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich selbst eine Meinung zu bilden, sagt Chefredakteur Julian Reichelt. Nicht kommentieren möchte Springer die Frage, wie es dazu kam. Zu Quellen und redaktionellen Abläufen äußere man sich grundsätzlich nicht. Arte nennt die Vorgehensweise "befremdlich", erhebt aber "keinen Einwand". Durch eine eigene Ausstrahlung "nachträglich legitimieren" wolle man die aus Sendersicht handwerklich mangelhafte Doku jedoch nicht. Auch der WDR erklärt, man wisse nicht, wie bild.de an die Doku gekommen ist: "Die Veröffentlichung nehmen wir zur Kenntnis." "Völlig überrascht"zeigt sich auch Mitautor Joachim Schroeder. Ihn beschäftige vor allem eine Frage: "Warum ist unser Film gut genug für ein Massenmedium wie Bild, aber nicht für den WDR und Arte?"

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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