Zahnspangen:Metall im Mund

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Über Brackets oder eine Spange freut sich wohl niemand. Dabei ist es gut, dass es sie gibt. Fußballer Cristiano Ronaldo ließ sich auch die Zähne richten.

Von Bettina Schütz

"Guck mal, Emma und Tim küssen sich schon seit 20 Minuten ununterbrochen!"

"Wollen die einen neuen Rekord aufstellen?"

"Nein, ihre Zahnspangen haben sich verhakt!"

Bahngleis. Zähneknast. Drahtbeißer. Für Zahnspangen und für Menschen, die welche tragen, gibt es fiese Spitznamen. Die meisten Kinder sind genervt von dem Drahtgestell in ihrem Mund. Andere schämen sich sogar für ihre Klammer, obwohl mehr als jedes zweite Kind in Deutschland eine trägt. Manchmal tut eine Zahnspange auch weh. Zum Beispiel wenn sie eingesetzt wird oder beim Nachstellen. Außerdem stört sie beim Essen und Küssen.

Dabei ist es ein Glück, wenn Kinder mit schiefen Zähnen oder Kreuzbiss eine Zahnspange bekommen. Nach der Behandlung können sie wieder richtig kauen, haben gerade Zähne und ein schönes Lächeln. Das macht das Leben leichter. Doch ebenmäßige Zähne sehen nicht nur schöner aus. Wenn heute der Kieferorthopäde eine Zahnspange für nötig hält, geht es vor allem um die Gesundheit. Zu eng oder verdreht stehende Zähne sind anfällig für Karies. Und wer schief beißt, belastet die Zähne falsch, sie können kippen und sogar ausfallen.

Fußballer Cristiano Ronaldo ließ sich erst als Erwachsener die Zähne richten. Die amerikanische Pop-Sängerin Katy Perry hat sich für ihr Musik-Video zum Song "Last Friday Night" zum Spaß in eine Zahnspangenträgerin verwandelt. (Foto: Imago, Getty)

Das war offenbar schon vor mehr als 2000 Jahren bekannt. Denn die ersten Zahnspangen wurden im alten Rom entwickelt. Vor 500 Jahren wussten einige Gelehrte, dass man Zähne möglichst früh behandeln muss. In einem "Artzneybüchlein" aus jener Zeit steht, "wie Kindern zu helfen ist, dass die Zähne leidlich wachsen". Allerdings wurden im Mittelalter ziemlich brutale Methoden empfohlen: Man solle die Zähne ziehen oder abfeilen.

Im 18. Jahrhundert entwickelte der Franzose Pierre Fauchard dann eine Klammer aus einem Elfenbeinbogen und gebogenen Metallstreifen. Daran wurden die Zähne mit Silber oder Golddrähten befestigt, um sie in die richtige Position zu schieben und zu ziehen.

Eine andere Idee hatte der britische Mediziner Joseph Fox: Wenn die Kiefer nicht richtig aufeinandertrafen, sollten die Patienten eine Kopf-Kinn-Kappe aus Leder tragen, um die Kiefer an den richtigen Platz zu ziehen.

Zum Glück wurden um 1900 weniger auffällige Methoden erfunden: Moderne Zahnspangen bestehen aus Kunststoffplatten, die im Gaumen liegen. An ihnen sind Drähte befestigt. Die Zähne werden damit nach und nach in Position geschoben. Mit solchen losen Zahnspangen werden jetzt vor allem Neun- bis Elfjährige behandelt, da ihre Kiefer noch wachsen und geformt werden können.

(Foto: imago)

Früher konnten sich nur reiche Leute eine Zahnkorrektur leisten. Heute tragen mehr als die Hälfte aller Kinder eine lose oder feste Zahnspange. Trotzdem sind gepflegte, gerade Zähne noch immer nicht nur ein Schönheitsideal, sondern auch ein Zeichen für Wohlstand.

Seit 1970 gibt es in Deutschland feste Klammern, die sogenannten Brackets. Bracket ist der englische Begriff für Klammer. Dafür werden kleine Metallschlösschen auf die Zähne geklebt. Sie halten den Draht, mit dem die Zähne in die richtige Lage geschoben werden. Das dauert bis zu drei Jahre. So lange müssen sich viele Kinder, oder auch Erwachsene, fiese Namen anhören: Zahnheizung, Knutschbremse oder Fliegenfänger. Dabei bleiben Fliegen natürlich nicht an den Brackets hängen. Essensreste aber schon. Das sieht nicht nur komisch aus. Es ist auch gefährlich. Unter den Drähten kann sich schnell Karies bilden. Putzen ist also wichtig.

Da mussten auch Miley Cyrus, Emma Watson, Justin Bieber und Cristiano Ronaldo durch. Und viele, viele mehr. Irgendwann ist es dann aber vorbei, die Klammer kommt raus und man kann wieder alles essen und strahlend lächeln - wie die Stars.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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