Wahlspezial :Wahlen nach Zahlen

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Wie viele Parteien gibt es? Wann kommt die erste Hochrechnung, und was ist das? Zahlen rund um die Bundestagswahl.

Texte von Georg Cadeggianini; Illustrationen: AHAOK

Loch ist in jedem Stimmzettel in der rechten oberen Ecke. Als ob jemand durchgeschossen hätte. Warum? Soll man sich das wie eine Medaille um den Hals hängen? Brauchen die das zum Zusammentackern? Die Wahrheit ist: Mit Hilfe dieses Loches können blinde Personen extra Schablonen richtig anlegen. Die Schablonen müssen sie sich vorher beim Blindenverband besorgen. Auf ihnen stehen die Parteien und Politiker in Blindenschrift. Dort, wo man die Kreuze machen kann, ist eine Aussparung in der Schablone. Man schreibt also direkt auf den Stimmzettel und der Blinde kann ohne Begleitperson wählen. (In manchen Bundesländern ist statt des Lochs auch die rechte Ecke abgeschnitten.)

war die Rückennummer von Kanzlerkandidat Martin Schulz bei SV Rhenania 05 Würselen. Fünf Jahre lang spielte er dort als Linksaußenverteidiger. Weil man damals erst mit zehn Jahren in den Fußballverein durfte, ist Martin Schulz zusammen mit seinem Nachbarn oft unter dem Maschendrahtzaun durchgekrabbelt. 1972 verloren die "Schwarzen Teufel" nach 100 Spielen ohne Niederlage gegen Schalke 04 und wurden Vizemeister der Westdeutschen Jugendmeisterschaft. Schulz war sehr gut, wollte Profifußballer werden, musste aber wegen einer Knieverletzung aufhören.

Zu dieser Uhrzeit endete die späteste Bundestagssitzung des aktuellen Parlaments im März dieses Jahres. Themen waren Kinderehen, Impfungen, Abschiebungen und anderes.

Abgeordnete wurden aus dem Bundestag geworfen, weil sie T-Shirts mit der Aufschrift "#Free Deniz" trugen. Die Politiker von den Grünen wollten damit dagegen protestieren, dass der Journalist Deniz Yücel in der Türkei im Gefängnis sitzt. Aber im Bundestag sind Plakate und Kleidung mit politischen Botschaften verboten.

Jahre lang darf ein Abgeordneter im Bundestag arbeiten. Dann muss er sich wieder zur Wahl stellen.

Prozent aller Stimmen muss eine Partei mindestens bekommen, damit sie Abgeordnete in den Bundestag schicken kann.

Parteien sollen laut Vorhersage in den nächsten Bundestag einziehen. CSU/CDU, SPD, Linke, Grüne wie in dem aktuellen Bundestag und neu voraussichtlich FDP und AfD.

Stunden lang haben die Wahllokale am 24. September geöffnet, von 8 Uhr bis 18 Uhr. Wer bis 18 Uhr durch die Wahllokaltür ist, darf aber in aller Ruhe fertig wählen, auch wenn es länger dauert.

Jahre hintereinander ist Angela Merkel bereits Kanzlerin.

(Foto: N/A)

Tonnen wiegt die Glaskuppel auf dem Reichstag. So viel wie 200 ausgewachsene Afrikanische Elefanten.

Jahre muss man alt sein, um als deutscher Staatsbürger den Bundestag wählen zu dürfen. Diesmal sind es also alle, die am 23. September 1999 oder früher geboren wurden. Manche Leute sagen, Eltern sollten für jedes Kind, das sie haben, eine Stimme mehr bekommen. Dann könnten sie stellvertretend für jedes Kind wählen. Aber bisher unterstützen nicht viele Leute diesen Vorschlag. Bei der Bundestagswahl dieses Jahr sind rund drei Millionen Erstwähler dabei.

(Foto: N/A)

Auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch keine einzige Urne geöffnet ist, keine einzige Stimme gezählt wurde, gibt es zu dieser Uhrzeit die ersten Prognosen. Das funktioniert so: Meinungsforscher stellen sich am Wahltag vor die Wahllokale und bitten Menschen, nach der Wahl gleich noch mal abzustimmen und den Stimmzettel in ihre Forscherurne zu werfen. Es sind ganz bestimmte Wahllokale, die sie aussuchen. Und zwar die, die bei der letzten Wahl sehr nah am Gesamtergebnis lagen. Diese Stimmen werden rechtzeitig vor 18 Uhr ausgewertet. Interessant ist das jedoch nur ein paar Minuten lang. Denn dann kommt schon die erste richtige Hochrechnung (siehe 18:15).

Zu diesem Zeitpunkt kam bei der Bundestagswahl 2013 die erste Hochrechnung. Hier sind erste Stimmzettel ausgezählt, die in einem ausgefeilten Verfahren hochgerechnet werden. Das ist schon ein ziemlich genaues Stimmungsbild.

Am 24. September wird der 19. Bundestag gewählt. Zum ersten Mal kam der Bundestag vor ziemlich genau 68 Jahren zusammen, am 7. September 1949 in Bonn. Davor war der Zweite Weltkrieg und ein ganz anderes politisches System.

Quadratmeter groß ist die Fahne vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. Das ist ungefähr so groß wie eine Wohnung für eine Person.

Abgeordnete sind im derzeitigen Bundestag. Ihr Job ist es, Gesetze zu erarbeiten und zu beschließen. In den vergangenen vier Jahren haben sie 555 neue Gesetze beschlossen.

Euro gibt der Bundestag dieses Jahr aus - runtergerechnet auf jeden einzelnen Bürger. Der Topf, aus dem das Geld kommt, nennt sich Staatshaushalt. 2017 waren das 329,1 Milliarden Euro. Dafür werden Straßen gebaut, Rentner und arme Studenten unterstützt und vieles mehr.

Menschen haben 2013 nicht gewählt, obwohl sie gedurft hätten. Das sind fast drei von zehn Wahlberechtigten. Mehr als alle, die für die CDU gestimmt haben. Wenn Menschen nicht zur Wahl gehen, nennt man sie wahlmüde. Man weiß dabei nicht, ob sie das deswegen tun, weil sie keine Lust hatten, alle Politiker blöd finden oder es einfach vergessen haben. In der Demokratie ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen wählen gehen.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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