Wahlberechtigte:61,5 Millionen

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Manche kommen gleich auf dem Weg zum Bäcker vorbei, manche kurz vor knapp: Nächsten Sonntag ist Wahltag. Illustration: AHAOK (Foto: Illustration: ahaok)

Am Sonntag in einer Woche ist Bundestagswahl. Wählen darf jeder Deutsche ab 18 Jahren - das sind unglaublich viele Menschen.

Von Georg Cadeggianini

Man muss sich das irgendwie vorstellen. Was diese Zahl bedeutet. Das ist sauschwer. Das größte Fußballstadion in Deutschland ist das Dortmunder Westfalenstadion. Wenn es ausverkauft ist, stehen, sitzen, hüpfen und grölen dort 81 360 Zuschauer. Ausverkauft bedeutet, dass da kein Platz mehr frei ist. Trotzdem: Wenn jetzt jeder Einzelne von den Fußballfans alle Mitschüler, also nicht nur die aus seiner Klasse, sondern alle aus seiner Schule mitbringen würde (durchschnittlich sind das in Deutschland 250 Kinder), dann bräuchten wir immer noch zwei weitere restlos ausverkaufte Westfalenstadien plus eine Schulbesetzung pro Zuschauer, um auf diese gewaltige Zahl zu kommen: 61,5 Millionen. So viele Menschen dürfen nächsten Woche den Bundestag wählen. Alle deutschen Staatsbürger, die über 18 Jahre alt sind.

Jeder von ihnen braucht einen Stimmzettel, ein bisschen Zeit alleine in der Wahlkabine, in der ihm niemand über die Schulter schauen darf. Ein Stift muss dort liegen, der auch funktioniert. Ein Tisch und ein Stuhl. Manche müssen vielleicht aufs Klo, ein anderer ist alt und kann nicht mehr gut gehen, weshalb er mit Rollstuhl anrückt. Es muss irgendwie sichergestellt werden, dass der, der da kommt, überhaupt wählen darf und dass es jemandem auffällt, wenn er nach zwei Stunden noch mal kommt und noch mal wählen will. Das darf er dann nämlich nicht. Am 24. September geschieht all dies in genau zehn Stunden. Von acht bis 18 Uhr darf man abstimmen. Allein in München in 617 Wahllokalen, in ganz Deutschland sind es über 70 000. Jeder, der wählen darf, hat vorher einen Brief bekommen. Wenn man diese Briefe alle in eine Wohnung stopfen würde, sodass bis unter die Decke wirklich nichts anderes drinläge, bräuchte man eine Wohnung mit 596 Quadratmetern. Eine riesige Villa.

Seit über einem Jahr arbeiten Hunderte Menschen daran, die Wahl vorzubereiten. Rund 650 000 Freiwillige sitzen dann am Wahltag in Turnhallen und Schulen, Altenheimen und Pfarrsälen. Sie begrüßen dort Wähler, prüfen Listen, bewachen Urnen - und zählen in der Nacht die Stimmen aus. Es könnten - wenn alle kommen - 61,5 Millionen sein.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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