Wachstumshormon:Der Kraftschub

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Die auch als GH oder Somatotropin bezeichnete Substanz führt zu einer Leistungssteigerung mit monströsen Nebenwirkungen.

Wachstumshormon wird im Vorderlappen der Hirnanhangdrüse gebildet. Die auch als GH oder Somatotropin bezeichnete Substanz stimuliert das Längenwachstum - bei Kindern führt eine Überproduktion zu Großwuchs, Mangel zu Kleinwuchs.

Bei Erwachsenen wirkt es anabol, das heißt es setzt Zucker frei, stimuliert das Wachstum von Muskeln, weshalb es bei Kraftsportlern sehr beliebt ist. Zudem verbrennt kaum eine andere Substanz im Körper so stark Fett.

Das ist sogar lokal zu beobachten, weshalb Bodybuilder Problemzonen mit einer Spritze Wachstumshormon "wegquaddeln", damit sich die Muskeln besser abzeichnen. Unter Schauspielern und als Anti-Aging-Methode ist der Effekt ebenfalls beliebt. Der wiederholt mit Doping-Vorwürfen konfrontierte Freiburger Sportarzt Joseph Keul behauptete, Wachstumshormon würde die Heilung verletzter Sehnen und Bänder beschleunigen.

Die typische Nebenwirkung einer Therapie mit Wachstumshormon bei Erwachsenen zeigt sich am "Beißer", dem monströsen Gegner von James Bond: Richard Kiel, so der Name des Schauspielers, leidet an Akromegalie, dabei produziert ein Tumor Wachstumshormon. In der Folge wachsen Füße und Hände, aber auch der Kopfumfang nimmt zu. Nase, Kinn und die Wülste der Augenbrauen schwellen an, die Ohren werden größer - Marco Pantani wurde wegen seiner großen Ohren gehänselt und Elefantino genannt.

Typisch für Doping mit Wachstumshormon ist eine neu entstehende Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen, die Sportler oft mit Zahnspangen zu kaschieren versuchen. Der Leichtathlet Carl Lewis trug mit Anfang 30 plötzlich eine.

Mögliche Nebenwirkungen von Doping mit Wachstumshormon sind Diabetes, Gelenkschmerzen, Herzrhythmusstörungen und ein erhöhtes Krebsrisiko, da neben Muskeln auch die inneren Organe wachsen. Bei Todesfällen unter Bodybuildern war gelegentlich die zehnfache Menge Wachstumshormon nachweisbar, die Patienten therapeutisch bekommen.

Doping mit Wachstumshormon kann im Blut nachgewiesen werden. Diesen Test haben Forscher an der LMU München entwickelt. Sie machten sich dafür den Unterschied zwischen körpereigenem und zugeführtem GH zunutze.

Das natürliche Wachstumshormon ist aus unterschiedlich großen Formen zusammengesetzt, das gentechnisch hergestellte Dopingmittel nur aus einer Form.

Im Blut kann man den Anteil der verschiedenen Formen bestimmen, überwiegt die Einheitsvariante, liegt Doping nahe. Früher wurde Wachstumshormon zu Dopingzwecken aus Leichen gewonnen, Hauptquelle waren pathologische Institute in der ehemaligen Sowjetunion. Das war heikel, denn das Risiko, sich mit Aids, Hepatitis oder Creutzfeldt-Jakob zu infizieren, ist groß. Natürliches Wachstumshormon kann nicht nachgewiesen werden.

© SZ vom 7.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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