Valentinos Prêt-à-porter:Ein letztes Mal von der Stange

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Valentino sagt adieu. Paris feiert den römischen Star-Couturier noch einmal auf seiner Modewoche. Aber auch Wolfgang Joop darf sich über jede Menge Beifall für seine "Wunderkind"-Kollektion freuen.

Peter Bäldle

Mit Standing Ovations verabschieden Journalisten und Einkäufer, Freunde und Feinde, unter ihnen die Modellegende Marisa Berenson und Italiens neue Sexbombe Maria Grazia Cucinotta, den römischen Star-Couturier Valentino, der während der Pariser Designerschauen für Frühjahr/Sommer 2008 seine letzte Prêt-à-Porter-Kollektion zeigt. Während seine Mädchen in harmlosen Sommerkleidchen in Rosa, Veilchenlila und Mimosengelb auf der Bühne fröhlich tanzen, schreitet der Meister mit versteinertem Gesicht zum letzten Mal das Carré seines Laufstegs ab. Ein finales Winken ins Publikum - dann findet die Mode endgültig anderswo statt.

Stehende Ovationen für den Römer Valentino, der sich nach 45 Jahren aus dem Modegeschäft zurückzieht. (Foto: Foto: dpa)

Zum Beispiel im stahlgrau gestrichenen Showroom von Balenciaga, dessen Boden Nicolas Ghesquière, der Designer des Hauses, mit floralen Teppichranken auf schwarzem Grund gestaltet hat. Das verströmt den Charme eines bourgeoisen Kurhotels in der französischen Provinz und ist gerade deshalb ein perfekter Kontrast zu den Pariser It-Girls Lou Doillon, Jane Birkins Tochter aus ihrer Nach-Gainsbourg-Ehe, und Chiara Mastroianni, die mit ihrer Mutter Catherine Deneuve gekommen ist.

Ghesquières Zauberteppich lässt auch seine schenkelkurzen Cocktailrüstungen in völlig neuem Licht erscheinen. Aus Brokat und gewebten Blumenseiden skulpturhaft in Form gebracht, vereinen sie völlig mühelos Balenciagas raffinierte Schnittcouture aus den fünfziger Jahren mit breitgerundeten Rugbyschultern, chinesischen Verschlusslinien und Silhouetten, die an japanische Samurai-Rüstungen erinnern. Blitzende Metallschließen an den Gurten kniehoher Legionärsstiefel auf High Heels komplettieren deren atemberaubende Wirkung.

Überraschenderweise gelingt es nur Wolfgang Joops Wunderkind-Kollektion, mit Ghesquières Ideenfeuer Schritt zu halten. Aber so präzise und kalkuliert der Franzose seine Mode demonstriert, so wild und leidenschaftlich gebärdet sich der Mann aus Potsdam. "Es ist eine Hommage an Antonio Lopez, den begnadeten Modezeichner, und an all die tollen Models aus den siebziger Jahren, an Donna Jordan und Pat Cleveland", erklärt der strahlende Joop. Seine Zeltkleider aus psychedelisch anmutenden Leopardenflecken, Zebrastreifen und Giraffennetz, deren Volants sich wie Blütenblätter übereinanderlegen, hat er "Romantic Rebellion" getauft. Dazu passen Leinenblazer, mit Flicken aus verschiedenfarbigem Satin patchworkartig besetzt.

Ohne Zweifel wird die Mode im nächsten Frühjahr und Sommer bunt - blumenwiesenbunt, um genau zu sein. Dieser Ansicht ist auch Dries Van Noten, der diesmal ausschließlich Drucke zeigt. Er mixt Blumen zu graphischen Kleinmustern auf Shorts und Shirts und kombiniert Tupfen zu japanischen Motiven auf Pyjama-Anzügen und wadenlangen, schmalen Hemdblusenkleidern. Weiche Jodhpurhosen und Schößchenjacken haben es hingegen Jean Paul Gaultier angetan. Deren romantische Dessins koloriert er in weichen Grüntönen, bis sie Tarndrucken ähneln. Strohhüte mit aufgeklappter Krempe erinnern an Johnny Depp im Piratenmärchen "Fluch der Karibik".

Doch so viel Mühe sich Gaultier auch gibt, seine Mode kommt nicht vom Fleck. Auch Yohji Yamamoto oder John Galliano drehen sich im Kreis. Wie in Endlosschleife zeigt der Japaner einen formlosen Overall nach dem anderen - und das in Schwarz. Anzügen verleiht er mit vorgelagerten Krinolinenhälften Schwangerschaftsoptik. Wieder einmal trifft das Ewig-Weibliche auf das Ewig-Männliche. Das Ewig-Gestrige fügt John Galliano bei Dior hinzu mit Nadelstreifenanzügen und den vertrauten Flatterkleidchen im Schrägschnitt der Dreißiger, die er wieder einmal Marlene Dietrich widmet.

Auch bei Miyake geht Dai Fujiwara einen Schritt zurück, um sich der Gedankenwelt des großen Issey zu nähern. Und er konnte den englischen Ingenieur und Staubsaugerspezialisten James Dyson von der Idee begeistern, den Wind als Stilelement für Mode einzusetzen: So lauern wie riesige Schlangen sich wütend gebärdende Schläuche am Laufsteg, die Mäntel wie Segel blähen und aufpusten. Doch egal wie sehr sie sich mühen: Die Mode, sie hebt einfach nicht ab!

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