Unfälle durch Müdigkeit:Sekunden, die das Leben kosten können

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Zwei Krankheiten sind für Autofahrer besonders gefährlich: Schlafapnoe erhöht die Unfallgefahr um das Vierfache, Narkolepsie hat sogar ein siebenfach erhöhtes Risiko zur Folge.

Fabian Seyfried

Bei hohem Tempo ist eine Sekunde Schlaf sehr lang: Mit 180 Kilometern pro Stunde fährt der Wagen dann 50 Meter ungelenkt - und der Schläfer trägt die Schuld.

Eine Sekunde Schlaf kann fatale Folgen haben. (Foto: Foto: irisblende)

Die Nacht von Freitag auf Samstag ist die schlimmste: Gerade in den Morgenstunden zwischen zwei und vier Uhr passieren die meisten Unfälle auf deutschen Straßen.

Schon gesunde Menschen können sich zu dieser Uhrzeit schlecht konzentrieren - noch gefährlicher ist es für Personen mit Schlafstörung. Auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie berichtete Sylvia Kotterba vom Uniklinikum Bochum über die speziellen Probleme dieser Patienten.

Zwei Krankheiten treten bei der Unfallgefahr besonders in den Vordergrund: Zum einen die Narkolepsie, die umgangssprachlich auch Schlafkrankheit genannt wird und bei der es tagsüber zu plötzlichen Einschlaf-Attacken kommt.

Und zum anderen die Schlafapnoe, bei der Atemstillstände in der Nacht zu einer sehr starken Tagesmüdigkeit führen.

Unbehandelte Schlafapnoe führt zu einer bis zu viermal höheren Unfallgefahr, Narkolepsie hat sogar ein siebenfach erhöhtes Risiko zur Folge, so Kotterba.

Das Problem sei, dass private Autofahrer eine Schlafstörung bei der Führerscheinprüfung verschweigen können, da der Prüfling etwaige Beeinträchtigungen selbst einträgt. Nur Berufskraftfahrer brauchen ein medizinisches Gutachten.

Hat es erst einmal gekracht, versuchen einige Unfallverursacher mit der Schläfrigkeit eine verminderte Schuldfähigkeit gelten zu machen. Doch das Gegenteil ist der Fall, erklärte die Schlafexpertin: "Nach aktueller wissenschaftlicher Meinung und Rechtssprechung wird davon ausgegangen, dass ein Betroffener Müdigkeit bemerkt."

In schweren Fällen bedeuten einige Sekunden Schlaf dann mehrere Monate Haft - darüber hinaus wird der Versicherungsschutz eingeschränkt und der Führerschein entzogen.

Zumindest Schlafapnoe-Patienten können jedoch in der Regel ihre Fahrerlaubnis zurück bekommen: Mit einer sogenannten CPAP-Therapie, bei der im Schlaf das Einatmen per Atemmaske erleichtert wird, lässt sich die Tagesmüdigkeit meist in den Griff bekommen.

Dass gerade Freitag Nacht am gefährlichsten für Autofahrer ist, kann Kotterba erklären: Nach einer Woche harter Arbeit wollen die Menschen möglichst schnell nach Hause und ins sehnlichst erwartete Wochenende kommen - und gehen dafür trotz Müdigkeit unkalkulierbare Risiken ein.

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