Thema der Woche:Wie man hineinruft

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Wer "Studenten" brüllt, bekommt "Enten" zurück. Das Echo weiß auf alle möglichen Fragen eine Antwort. Meistens ist es Unsinn, manchmal gewagt und - ganz selten - sogar richtig fies.

Von Georg Cadeggianini

Am besten beginnt man mit was Kurzem, mit "Ha" oder "Ho". Ruhig laut. Richtig brüllen. Und dann warten, was passiert. Ganz oft gar nichts. Im Supermarkt, an der Bushaltestelle, auf dem Sofa? Nichts. Im Klassenzimmer? Höchstens der Lehrer, der sagt, man solle hier nicht einfach rumgrölen. Anders im Badezimmer. An den glatten Fliesen nämlich wird das "Ha" zurückgeworfen. Das Ergebnis: Es klingt hallig, "Haaa".

Damit daraus ein Echo wird, muss man mindestens 17 Meter vom Hindernis entfernt sein, in diesem Fall der gefliesten Wand. Das ist der Mindestabstand. Nur dann nämlich ist zwischen dem, was man gebrüllt hat, und dem, was an Abgepralltem zurückkommt, eine Minipause. In diesem Fall "Ha" - "ha", was noch nicht sonderlich witzig ist, aber immerhin ein Echo. Das funktioniert natürlich nicht im Badezimmer (17 Meter!), dafür an vielen Stellen im Gebirge, aber manchmal auch in der Stadt: in großen Innenhöfen, Tunneln oder einer Kirche.

Für ein richtiges Echo braucht man einen Mindestabstand: 17 Meter

Es gibt Echoforscher. Einer hat sogar die besten Echostellen auf einer Karte verzeichnet. Leider nur für die Schweiz. Er heißt Christian Zehnder, spricht davon, wie Almwiesen das Echo weich machen, oder wie befreiend ein Schrei ins Gebirge sein kann. Juutzen nennt er das.

Meistens kommen nur die letzten ein, zwei Silben zurück. Als ob Berg oder Unterführung einem antworten würden. Manchmal liegt das Echo ganz klar falsch, etwa bei dem sehr bekannten Juutzer: "Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?" Wirklich "Esel"? Quatsch. In Wahrheit hat Wesel eine Bürgermeisteri,n und die heißt Ulrike Westkamp. Manchmal liegt das Echo auch richtig: "Was liegt im Nest vom Reiher?" Manchmal lehnt es sich aus dem Fenster: "Wer gewinnt am Samstag im Lotto?" Manchmal ist es gemein: "Was hat der Nikolaus in seinem Sacke?" Manchmal richtig fies: "Was tun wir, wenn die Eltern sterben?" Wie die Antworten lauten? Ausprobieren.

© SZ vom 20.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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