Thema der Woche:Wer hat jetzt das Sagen?

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Der Kanzler muss mit einer Mehrheit vom Bundestag gewählt werden. Die gibt es aber immer noch nicht. Illustration: AHAOK (Foto: N/A)

Ende September wurde der neue Bundestag gewählt. Das ist über 100 Tage her. Trotzdem ist immer noch nicht klar, wer Deutschland in Zukunft regiert. Warum das so kompliziert ist und wer jetzt mit wem sprechen wird.

Von Nico Fried

Mehr als 100 Tage ist es her, dass die Deutschen einen neuen Bundestag gewählt haben. Aber die Regierung ist immer noch die alte. Wie kann das sein? Und warum braucht es überhaupt eine neue Regierung, wenn am Ende doch wieder Angela Merkel Bundeskanzlerin bleibt?

Wenn die Erwachsenen zuletzt in der Zeitung etwas über die sogenannte Regierungsbildung lasen, haben sie bestimmt mal gemurmelt: "Das dauert ja ewig!" Das Problem ist so entstanden: Im Wahlkampf waren stets Merkel und Martin Schulz als Kanzlerkandidaten zu sehen. Aber gewählt wurden Parteien. Die Bürgerinnen und Bürger haben entschieden, welche von ihnen wie viele Plätze im Bundestag, also im Parlament, bekommt.

Angela Merkel sucht seit Monaten nach Parteien, die mit ihr regieren wollen

Einen Bundeskanzler als Chef einer neuen Regierung kann nur dieses Parlament wählen. Und das nur mit einer Mehrheit der Abgeordneten, also mit 355 von 709 Stimmen. So viele Stimmen hat aber keine Partei alleine. Deshalb sucht Frau Merkel seit Wochen andere Parteien, die mit ihr zusammen regieren wollen. Man nennt das dann eine Koalition bilden. Erst sprach sie mit den Grünen und der FDP, das hat nicht geklappt. Jetzt redet sie mit der SPD. Der Herr Schulz hat aber am Anfang gesagt, er will auf keinen Fall mit Frau Merkel regieren. Für ihn ist es jetzt so, wie wenn man beim Frühstück auf ein weiches Ei verzichtet - und dann plötzlich doch eins will. Nur dass der Herr Schulz nicht seine Eltern überreden muss, ihm ein Ei zu kochen, sondern die vielen Mitglieder seiner Partei, eine Koalition zu bilden.

In den nächsten Tagen reden Politiker von CDU, CSU und SPD Tag und Nacht miteinander. Sie testen, ob sie Antworten auf wichtige Fragen finden, zum Beispiel, wie man Schulen besser machen kann. Bis Ostern soll es eine neue Regierung geben. Ob es klappt, ist offen. Und wenn am Ostersonntag jemand sagt, es gibt jetzt eine neue Regierung, sollte man das nicht sofort glauben. 2018 fällt der Ostersonntag nämlich auf den 1. April.

© SZ vom 05.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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