Verstecken:Piep sagen

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Füße hoch! Die gemeine Beinschlange ist besonders häufig an Ahornbäumen zu finden. (Foto: Getty Images)

Geht überall und mit jedem: Verstecken ist eines der ältesten Spiele der Welt. Langweilig wird es trotzdem nie. Warum nur macht es solchen Spaß? Und was ist eigentlich das perfekte Versteck?

Von Georg Cadeggianini

"Achtzehn, neunzehn, zwaaaanzig - ich komme." Gespannte Stille. Man drückt sich an eine Mauer, kauert hinterm Baumstumpf, legt sich flach ins hohe Gras. Hoffentlich schaut nichts von einem raus. Hoffentlich geht er nicht gleich in die Richtung, wo man sich versteckt hat. Hoffentlich entdeckt er einen nicht gleich: "Hinter der Rutsche da, Georg, rauskommen. Du bist ab."

Versteckspielen ist eines der ältesten Spiele der Welt. Es funktioniert nahezu überall: im Wald, in der Wohnung, im Supermarkt. Man braucht dafür fast nichts außer ein paar Freunde. Es tut nur der Mensch. Tiere können zwar spielen und können sich tarnen. Aber wirklich Versteckspielen können sie nicht.

Das beste Versteck ist in Wahrheit: kein Versteck

Auch der Mensch muss es erst lernen. Mit etwa vier Jahren kann man sich in jemand anderen hineinversetzen. Diese Fähigkeit braucht man, um sich ordentlich verstecken zu können. Man kauert im Kleiderschrank, ist mucksmäuschenstill, weil man sich klar ist, dass der andere gerade sucht. Was daran so viel Spaß macht? Man weiß etwas, was der andere nicht weiß. Das reicht schon. Deswegen ist es auch langweiliger, selbst Sucher sein zu müssen. Der weiß nämlich nichts.

Das Versteckspiel hat viele Varianten. Jetzt, zu Ostern, werden jede Menge Eier versteckt; beim Geburtstag die Schatztruhe zur Schnitzeljagd; nach dem Streit mit den Eltern das Handy der Mutter (wichtig: vorher Gerät stumm stellen). Und auch wenn wir älter werden, hören wir nie ganz auf mit dem Versteckspiel. Wenn Erwachsene pokern zum Beispiel, sagen Forscher, ist das etwas ganz Ähnliches. Sie bluffen dann oft. So nennt man das, wenn man so tut, als hätte man bessere Karten, als man tatsächlich hat. Man versteckt die schlechten Karten.

Aber was ist ein wirklich gutes Versteck? Der Trick besteht darin, sich in die Lage des Suchers zu versetzen. Schließlich findet man oft nur das, nach dem man wirklich sucht. Im Internet gibt es ein Video von Basketballspielern. Man wird aufgefordert mitzuzählen, wie oft das weiße Team den Ball passt. Was man nicht wahrnimmt, während man zählt: Da marschiert ein Gorilla mitten durchs Bild. Wer es nicht glaubt, einfach mal ausprobieren: auf Youtube nach "Gorilla" und "Basketball" suchen. Fürs Verstecken bedeutet das: Sich unsichtbar machen wie der Gorilla. Aus dem Rahmen fallen, das Unerwartete, das Überraschende tun. Das, nach dem der Sucher nicht fahndet. Sich gar nicht verstecken etwa, sondern ans Büffet der Erwachsenen stellen. Oder sich direkt hinter den Sucher stellen. Erst mucksmäuschenstill - dann "frei!!"

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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