Mops Arnold:Für alle da

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Er ist der jüngste Mitarbeiter der Berliner Bahnhofsmission. Wozu hat die Hilfsorganisation einen Hund? Weil Arnold manchmal einfach besser hilft als Reden.

Von Antonie Rietzschel

Arnold kann sich nicht entscheiden. Wo zuerst hin? Alle wollen ihn streicheln, der große Mann mit rundem Bauch, die Frau mit der pinken Strähne im blonden Haar. Schließlich bleibt er vor einer kleinen Frau mit grauen Haaren stehen. Alle nennen sie Blümchen. Blümchen krault Arnold hinter den Ohren. Er leckt ihr die Hand.

Arnold ist ein Hund, genauer gesagt ein Mops. Ein Jahr und zwei Monate ist er alt und damit der jüngste Mitarbeiter der Berliner Bahnhofsmission. Diese Organisation hilft Menschen, die in Not sind. In ganz Deutschland. Arnold ist vor allem am Berliner Bahnhof Zoo im Einsatz. Gemeinsam mit seinem Frauchen, Claudia Haubrich, kümmert er sich um Obdachlose. So nennt man Menschen, die keine Wohnung haben, kein eigenes Bett, keinen vollen Kühlschrank. Häufig schlafen sie draußen und betteln, um sich Essen kaufen zu können. Bei der Bahnhofsmission bekommen sie Mahlzeiten und Kleidung umsonst, können duschen oder einfach mit Mops Arnold kuscheln. Ihm ist egal, ob jemand schlecht riecht oder in Mülleimern nach Essen wühlt. Viele Obdachlose haben schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die nicht auf der Straße leben. Die sie meiden oder sogar Witze machen. Arnold liebt dagegen jeden, der lieb zu ihm ist. Auch Blümchen, deren Geschichten manchmal ein bisschen wirr sind.

Arnold ist egal, ob jemand schlecht riecht. Er liebt jeden, der lieb ist zu ihm

Arnold ist oft in der Stadt unterwegs und besucht Obdachlose, denen es zu schlecht geht, um zur Bahnhofsmission zu kommen. Einige haben schlimme Dinge erlebt, sind krank oder schämen sich für ihre Situation. Es fällt ihnen schwer, darüber zu sprechen.

Arnold bringt Menschen zum Reden, die jahrelang geschwiegen haben. Wie den Mann, der einmal bei größter Kälte beinahe nackt durch Berlin lief. Er tauchte immer zu bestimmten Zeiten in der Bahnhofsmission auf und blieb immer für sich. Fragen beantwortete er einsilbig mit Ja oder Nein, wenn überhaupt. Eines Morgens brachte Claudia Haubrich Arnold mit. Der Mops lief auf den Mann zu, tänzelte um ihn herum. Der fing an zu lachen und streichelte Arnold. Claudia Haubrich kam mit ihm ins Gespräch. Schließlich konnte sie ihn sogar dazu überreden, wenigstens eine Hose anzuziehen. Ein kleiner Erfolg.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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