Stilkritik: Snoop Dogg:Der für Geld alles tut

Da steht ein Gangsta Rapper, sieht aus wie Sammy Davis Junior und schmettert einen Gassenhauer von Roy Black. Was ist da los?

Jochen Temsch

Snoop Dogg ist der kalifornische Gangsta-Rapper für die ganze Familie. Er vereint unterschiedliche monetäre Interessen zu einem schillernden Gesamtkommerzwerk. Snoop führt Regie bei Pornos und bringt Kinderbücher heraus, lässt in seinem Namen Skateboards, Kaugummi, Bier, Elektrogrills, Hot Dogs, Actionfiguren, Klamotten und Autos verkaufen.

Snoop Dogg als Roy Black. (Foto: Foto: oh)

Deshalb verblüfft es kaum, dass er jetzt in einem Werbespot um Aufmerksamkeit für ein deutsches Mobilfunkunternehmen heischt. Als modischer Trendsetter, der schon mal mit Damenhandtasche und Duschhaube auf die Straße geht, schockt er auch nicht mit seinem Reklame-Outfit: Im Schlagerstar-Smoking und mit Schwiegersohn-Scheitel steigt er aus dem Kühlschrank eines gelangweilten Jugendlichen.

Er singt in gebrochenem Deutsch Roy Blacks Gassenhauer "Schön ist es, auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein" - der lustigste Einfall seit Otto Waalkes' mehr als 13 Jahre alter Parodie auf Michael Jacksons "Thriller" mit Heinos "Schwarzbraun ist die Haselnuss"! Nur, dass Snoop eher an Sammy Davis Jr. als an Roy Black erinnert. Und was kommt jetzt? Massiv als Andy Borg? Sido als Florian Silbereisen? Bushido als Maria Hellwig? Wundern würde das keinen. Für Geld machen Rapper doch alles.

© SZ vom 23.4.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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