Stilkritik:Im Rolls Royce zur Schule

Wie ist es eigentlich als Kind, wenn der Vater einen im 400.000 Euro teuren Rolls Royce von der Schule abholt?

Martin Zips

Es gibt Väter, die ihre Kinder dieser Tage mit einem 440000 Euro teuren Rolls Royce Coupé, eskortiert von zwei Bodyguard-Begleitfahrzeugen, von der Schule abholen. So wie Papa Beckham, 34, Fußballstar, Los Angeles. Andere Väter verwenden für diesen schönen Ritus: Fahrradanhänger, Fahrradkindersitze, Fahrradgepäckträger.

Ein Wagen zum Vorfahren an der Schule: Rolls Royce. (Foto: Foto: dpa)

Manche Väter kommen zu Fuß zur Schule, nutzen den öffentlichen Personennahverkehr oder lassen - trotz der schlimmen Nachrichten auf der täglichen Panorama-Seite und mangels Geld für ein Au Pair - ihre Kinder gar allein nach Hause gehen. Sollte all diese Väter vor der Schule der Anblick einer Beckhamschen Luxuskarosse (5,61 Meter lang, 2,62 Tonnen schwer, 460 PS, 15,7 Liter Super-Plus auf 100 Kilometer) auch in eine Schockstarre versetzen, so nehmen sie diese Begegnung doch gerne zum Anlass, sich an die eigene, wunderbare Schulzeit zu erinnern.

Wie gut sich doch damals die kleinen, weltfremden Racker reicher Automobilisten in ihren seidenen Hemdchen und feinen Höschen, mit ihren zerbrechlichen Brillen und ihrem verwöhnten Geheule, mit ihren zittrigen Knien und schwachen Blasen für einen gelungenen Pausenvertreib am Schulhof eigneten! Sicher fahren diese armen Gebeutelten von einst längst selbst so ein Coupé.

© SZ vom 18.09.2008/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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