Stilkritik:Der regierte Mann

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Ob Gouverneur oder Mannschaftskapitän - bei erfolgreichen Männern macht sich neuerdings ein fataler Hang zur häuslichen Selbstunterwerfung breit. Vier abschreckende Beispiele.

Tanja Rest

Arnold Schwarzenegger, von dem man immer dachte, er regiere Kalifornien, hat vor einiger Zeit Erschreckendes ausgeplaudert: Er, der Gouvernator, wird selbst regiert. "Ich bin ein Sklave im eigenen Haus", bekannte er. "Jeden Morgen um 6.45 Uhr bringe ich meiner Frau Kaffee ans Bett und wecke sie sanft." Schwarzenegger hatte sich damit freimütig als Pantoffelheld oder, in seinem heimischen Idiom, als "Schlapfenwappler" geoutet - eine Blamage, zumal für einen Actionhelden, doch ein gewisser devoter Stolz war nicht zu überhören.

Sklave im eigenen Haus: "Schlapfenwappler" Arnold Schwarzenegger. (Foto: Foto: Reuters)

Kaum besser ergeht es Francesco Totti, Mädchenschwarm und Mannschaftskapitän bei Lazio Rom: Seine Frau setze ihn erbarmungslos auf Diät. Sagt Totti. "17 Nudeln, exakt abgezählt. Mehr gibt's nicht."

Während wir das verdauen, wenden wir uns Herbert Feuerstein zu, der seine Launen niemals an seiner Frau auslässt: "Da würde ich den Kürzeren ziehen", verkündete er froh, "ich frage sie ständig: Wie erträgst du mich eigentlich? Hast du denn keinen Geschmack?"

Was will uns Feuerstein damit sagen? Offenbar gibt es bei erfolgreichen Männern einen fatalen Hang zur häuslichen Selbstunterwerfung. Eben noch haben sie den Nieten da draußen mal so richtig Bescheid gesagt, wo's lang geht, da warten sie zu Hause schon demütig auf Anweisungen zu Abwasch und Abendgestaltung. Übrigens gibt es kein besseres Alibi für männliche Antriebslosigkeit als die zur Domina ernannte Ehefrau, die von ihrer erbarmungslosen Strenge meist nichts weiß. Heut Abend mal wieder so richtig um die Häuser ziehen? Da muss ich erst die Chefin fragen. Am Samstag beim Umzug helfen? Die Befehlshaberin erlaubt es nicht.

Vor diesem Hintergrund muss auch die Äußerung des Schauspielers Joachim Fuchsberger verstanden werden, der nun bekannte, dass er seine Frau nicht mehr "Darling", sondern nur noch die "Regierung" nennt - "und mein Verhältnis zur Obrigkeit war schon immer gestört". Fuchsberger ist mit seiner Frau seit 54 Jahren verheiratet. Er wird schon wissen, warum.

© SZ vom 24.10.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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