Statt Chemotherapie:Hirntumore aushungern

Glioblastome sind die tödlichsten Tumore im Gehirn. Bisher war ihnen kaum beizukommen. Mit einer neuen Strategie konnten Mediziner nun immerhin ihr Wachstum verzögen.

Fabian Seyfried

Der Hirntumor breitet sich mit ungeheure Geschwindigkeit aus - das macht ihn so gefährlich.

Betroffene mit einem Glioblastom überleben durchschnittlich nur etwas mehr als ein Jahr.

Doch für sein schnelles Wachstum benötigt der Tumor eine gute Nährstoffzufuhr - und genau hier haben Mediziner angesetzt, um den Krebs zu bekämpfen.

Statt einer hochdosierten Chemotherapie verabreichten Mediziner des Universitätsklinikums Mannheim den Patienten zwei Medikamente, welche die Ausbildung neuer Blutgefäße hemmten.

Von den 30 Glioblastompatienten, die in die Studie eingeschlossen waren, betrug die mittlere Überlebenszeit bei sehr guter Verträglichkeit 17 Monate - was günstig ist im Vergleich mit herkömmlichen Therapien, so der Leiter der Untersuchung, Peter Vajkoczy.

Tumore benötigen größere Mengen an Energie und Sauerstoff als normales Gewebe. Daher senden sie Botenstoffe aus, die neue Blutgefäße in ihrer Umgebung entstehen lassen. Im Ansatz der Mannheimer Forscher verhinderten Medikamente die übermäßige Ausschüttung dieser Botenstoffe, und die Hirntumore wucherten langsamer.

Allerdings haben die Forscher die Mechanismen der Gefäßneubildung durch Krebs noch nicht vollständig verstanden. Weitere Untersuchungen seien erforderlich, um die neue Therapieform zu optimieren, betonte auch Vajkoczy auf einer Tagung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin.

Zu welchen Nebenwirkungen es im Zusammenhang mit der Behandlung kommt, erklärte der Mediziner nicht. Bekannt ist, dass eine Unterdrückung neuer Blutgefäße schnell andere Gewebe schädigen kann.

Für Patienten mit Glioblastom bedeutet die neue Therapie jedoch in jedem Fall eine deutliche Verbesserung.

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