Spielen:Abgezockt

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Alles dreht sich um die Fußball-Sammelbildchen: Überall hauen Kinder auf Kartenstapel und denken sich immer kompliziertere Regeln aus. Was das soll, wie es funktioniert - und welche Tricks es gibt.

Von Georg Cadeggianini

Sie tun es jederzeit und überall. Auf dem Frühstückstisch, in der U-Bahn, vor der Schule. Am Wochenende, nach dem Fußballtraining, in der kurzen Pause. Sie kauern in kleinen Gruppen zusammen - und hauen auf Sammelbildchen. "Zocken" nennen sie das. Die Grundregeln sind einfach: Jeder der mitspielt, gibt die gleiche Anzahl an Panini-Karten in die Mitte. Nacheinander wird auf den Stapel gehauen. Alle Karten, die sich dabei umdrehen - also mit der Rückseite zum Liegen kommen - darf man einstecken. Der Rest der Regeln ist Verhandlungssache.

Wer fängt an?

Das wird meist mit Fli Fla Flu (wird auch "Schnick, Schnack, Schnuck" genannt oder "Schere, Stein, Papier") ausgemacht.

Um welche Karten wird gespielt?

Jeder legt gleichwertige Karten in die Mitte. Es wird also zum Beispiel um Aktionskarten, Glitzerbildchen oder Bilder von den ersten Album-Seiten gespielt. Aber natürlich entscheidet immer auch die persönliche Situation im Sammelalbum, welche Karte einem wie viel Wert ist.

Kinder verraten ihre Zocker-Tricks

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(Foto: Jan Reiser)

Lorenzo, 11: Ich zocke am liebsten mit Spider. Das ist eine gute Technik für wenige Karten. Die Finger sind dabei weit gespreizt wie Spinnenbeine. Daher auch der Name. Wichtig ist, die Hand nach dem Schlagen sauber seitlich wegzuziehen. Bei extrem weichen Belägen, wie Matratze, Weichbodenmatte oder U-Bahnsitzen ist Spider auch gut, um größere Stapel zu zocken.

Kinder verraten ihre Zocker-Tricks

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(Foto: Jan Reiser)

Jim, 7: Hohlhand ist eigentlich der Standard. Die Hand macht dabei eine Kuhle, wie wenn man Wasser schöpfen will - bloß nach unten. Mein Trick beginnt vorher, beim Fli Fla Flu. Wenn ich die erste Runde gewonnen habe, sage ich sofort "bis eins" und darf als erster auf die Karten zocken. Habe ich verloren, sage ich: "bis drei". Dann spielen wir Fli Fla Flu weiter - und ich habe eine neue Chance.

Kinder verraten ihre Zocker-Tricks

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(Foto: Jan Reiser)

Mia, 9: Butterfly ist eine der wenigen Haltungen, bei denen man mit zwei Händen zockt. Dabei schlägt man neben die Karte und dreht sie einfach nur durch den Luftzug. Bei mir funktioniert das vor allem bei glatten Böden: Parkett, Turnhalle, Halfpipe. Mein Trick: Ich blase vorher einmal unter die Karten. So bin ich sicher, dass die Luft auch drunter kommt.

Und deine Hand?

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(Foto: Jan Reiser)

Was sind deine Erfahrungen mit dem Kartenzocken? Hast du eigene Spezialtricks, selbsterfundene Handhaltungen mit Fantasienamen wie "Knickfaust", "Feenschlag", "Goldene Finger"? Oder aber nervt dich dieser ganze Sammel-Zocker-Kram? Schreibe an kinder-sz@sueddeutsche.de eine E-Mail, was du alles erlebt hast.

Wann wird ein Schlag wiederholt?

Es gibt jede Menge Gründe, weshalb ein bestimmter Schlag wiederholt werden sollte. Zumindest wenn man den fragt, der gerade keine Karte umgedreht hat. "Überschlag" heißt es etwa, wenn sich die Karte zweimal dreht (und also wieder mit dem Kopf nach oben zum Liegen kommt), "Ballerina", wenn sie sich auf einer Ecke dreht. "Tür", wenn sie ein paar Sekunden auf der Kante steht. Aber hat wirklich der Wind den Flug der Karte beeinflusst? Hätte sie sich doch noch gedreht, wenn sie nicht auf dem Kiesel gelandet wäre? Oft führt die Frage um Wiederholungen zu Streit. Viele schließen deshalb Ausnahmen von Anfang an aus: "Ohne alles", heißt das dann.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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