Souvenirs:Grüße von irgendwo

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Ein Souvenirstand in der südspanischen Stadt Sevilla. (Foto: Cristina Quicler/AFP)

Egal, in welchem Land man Urlaub macht: Die Andenken, die dort verkauft werden, stammen wahrscheinlich von ganz woanders. Spielt das eine Rolle?

Von Bettina Schütz

Das T-Shirt ist längst zu klein, das kleine rote Herz glitzert nicht mehr. Aber es deshalb wegwerfen? Geht nicht. "I ♥ NY" steht drauf. Es ist ein Andenken an eine Reise nach New York. Bedruckte T-Shirts sind sehr beliebte Souvenirs. "Se souvenir" ist Französisch und heißt "sich erinnern".

Solche Andenken haben eine lange Geschichte. Schon vor mehr als 1200 Jahren brachten Pilger von ihren Wallfahrten zu heiligen Orten Souvenirs mit - meist Steine und Erde, die sie in kleinen hölzernen Kisten aufbewahrten.

Lange Zeit war Reisen sehr mühsam. Die Straßen waren schlecht, die Passagiere saßen eng beieinander und wurden in den Kutschen durchgerüttelt. Nach so einer Fahrt taten ihnen noch lange der Po und die Knochen weh. Um sich an die schönen Momente der Reise zu erinnern, als Beweis für ihr Abenteuer - vielleicht auch, um zu Hause ein bisschen anzugeben -, kauften die Reisenden kleine Andenken, die leicht zu transportieren waren, zum Beispiel Mini-Gemälde von Landschaften oder Gebäuden.

Mit der Eisenbahn wurde das Reisen dann angenehmer. Wer es sich leisten konnte, fuhr los und brachte sich Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald, gemalte Edelweißblüten aus den Alpen oder Bierkrüge mit Gravur aus Bayern mit. Die Einheimischen in den Urlaubsregionen merkten schnell, dass sie mit ihrer Handwerkskunst Geld verdienen konnten. Sie schnitzen, malten oder töpferten für die Touristen.

Von 1960 an hatten immer mehr Menschen Geld und Zeit zum Verreisen. Entsprechend wuchs das Angebot an fertigen Souvenirs: etwa bemalte Baumscheiben, bedruckte Tücher, Muschelkästen oder Trachtenpuppen.

Heute stammen die wenigsten Andenken aus dem Ort, an dem man sie kaufen kann. Und sie sind selten Handarbeiten, sondern werden in Fabriken hergestellt, oft in Asien, weil es dort billiger ist. Auch die Buddelschiffe im Souvenirladen am Hamburger Hafen kommen jetzt über den Indischen Ozean nach Deutschland. Die Schiffchen werden auf den Philippinen in die Flaschen gesetzt.

Ursprünglich waren die Modellschiffe ein Zeitvertreib für Matrosen - und ein kleiner Nebenverdienst. Die Seeleute bastelten die Buddelschiffe auf ihren oft langweiligen monatelangen Fahrten. Sie brachten auch Speere, Holzfiguren, Edelsteine oder Schlangenhäute mit, die dann in den Souvenirländen im Hamburger Hafen verkauft wurden, als Andenken an eine Stadt mit Zugang zur ganzen Welt. Exotische Tiere oder Pflanzen von einer Reise mitzubringen ist heute verboten. Doch trotzdem finden Zöllner immer wieder Schildkröten, Steinkorallen, Elfenbeinschnitzereien oder Orchideen im Gepäck. Sogar den ausgestopften Kopf eines Nil-Krokodils entdeckten Zollbeamte vor Kurzem am Düsseldorfer Flughafen im Koffer eines Reisenden. Es wurde beschlagnahmt. Der Käufer wird wohl außerdem eine Strafe bezahlen müssen, weil er gegen das Artenschutzgesetz verstoßen hat.

Aber die meisten Souvenirs sind einfach nur nette Mitbringsel: Mini-Statuen, Tassen, Schlüsselanhänger. Kitschig? Überflüssig? Egal. Was zählt, sind schließlich die Erinnerungen, die daran hängen.

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© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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