Skiunfall von Dieter Althaus:Nachfrage-Boom nach Skihelmen

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Nach dem Skiunfall des thüringischen Ministerpräsidenten wollen immer mehr Wintersportler Schutzhelme kaufen - die Produktion kommt nicht nach.

Nach dem schweren Skiunfall von Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) sind Schutzhelme immer stärker gefragt.

"Derzeit verkaufen wir doppelt so viel als sonst", meint so mancher Skihelm-Verkäufer zum Althaus-Effekt. (Foto: Foto: AP)

In vielen Sportgeschäften werden die Kopfbedeckungen, die in den letzten Jahren immer häufiger auf den Skipisten zu sehen waren, jetzt knapp, wie eine dpa-Umfrage ergab. "Seit dem Unfall von Althaus habe ich keine Skihelme mehr da", sagte etwa der Juniorchef von Sport Haas in Wiesbaden, Markus Selzer. "Freitag, einen Tag nach dem Unfall, haben wir Helme en masse verkauft, Samstag auch noch mal."

Eine derartige Nachfrage hatte es in seinem Geschäft einige Tage zuvor nicht gegeben: "Vor Weihnachten haben noch viele gesagt: "Einen Helm brauche ich nicht, das ist Geldmacherei."

Althaus war am Neujahrstag auf einer Piste in Österreich mit einer 41 Jahre alten Skifahrerin zusammengestoßen. Die Frau kam dabei ums Leben. Im Gegensatz zu Althaus trug sie keinen Helm und erlitt schwere Kopfverletzungen. Der tragische Unfall hatte die Diskussion um eine Helmpflicht auf Skipisten erneut entfacht.

In Donnersbachwald in der Steiermark, wo das Unglück auf der Riesneralm passierte, ist man sich sicher, dass seit dem Unfall mehr Skihelme verkauft wurden. "Es sind die Erwachsenen, die jetzt sagen: Ich nehm' einen Helm, weil's sicherer ist", sagte eine Verkäuferin im Geschäft "Sport-Scherz Riesneralm". Andere österreichische Sportartikelhändler waren vorsichtiger bei der Einschätzung des Althaus-Effekts.

Skihelme sind den Fachleuten zufolge schon seit einigen Jahren stark im Kommen. "Der Unfall war noch mal ein Auslöser, der Absatz aber schon vorher sehr gut", sagte Ski-Fachverkäufer Gerd Hackinger von Sport Hübner in Darmstadt. "Der Trend ist schon seit zwei Jahren erkennbar, aber derzeit verkaufen wir doppelt so viel wie sonst", meinte auch Gerd Ammann vom gleichnamigen Sportfachgeschäft im hessischen Eschwege. Helme seien derzeit fast ausverkauft. Er habe schon nachordern müssen. Nachbestellt wurde bei "Ski- und Sportprofis" in Mainz bereits zum zweiten Mal, wie eine Verkäuferin erzählte.

Nachfrage-Boom bei Herstellern

Bei den Herstellern ist der aktuelle Nachfrage-Boom deutlich zu spüren. Seit Freitag sei bei Uvex für Skihelme die fünffache Menge der sonst üblichen Händlernachfrage eingegangen, sagte eine Sprecherin des Fürther Unternehmens. Etwa 10.000 Helme seien zusätzlich bestellt worden.

Uvex ist nach eigenen Angaben Marktführer unter den deutschen Herstellern von Skihelmen. Ähnlich sieht es beim sächsischen Hersteller Casco aus: "Wir konnten uns heute vor Anfragen gar nicht retten. Jeder scheint jetzt einen Helm zu brauchen", sagte eine Sprecherin des Unternehmens in Bretnig-Hauswalde. Die Nachfrage sei von Einzel- oder Großhändlern aus ganz Deutschland gekommen.

Der thüringische Ministerpräsident hat keine Erinnerung an den schweren Skiunfall. Der Politiker könne deshalb noch nicht vernommen werden, sagte Klinikleiter Reinhard Lenzhofer. Bei der Staatsanwaltschaft Leoben meldete sich ein Zeuge, der den frontalen Zusammenstoß von Althaus mit der 41-jährigen Slowakin beobachtet hat. Die Gutachten zur Schuldfrage sollen in vier Wochen vorliegen.

Österreich diskutiert indes über die Sicherheit auf den Pisten. Drei Bundesländer erwägen bereits, eine Helmpflicht einzuführen. Salzburg, Vorarlberg und Kärnten prüfen demnach eine gesetzliche Regelung, der Landeshauptmann von Oberösterreich, Josef Pühringer, äußerte sich vorsichtig positiv.

Keine konkreten Pläne für eine gesetzliche Regelung gibt es bislang in der Steiermark, wo Althaus am Neujahrstag verunglückte. Sicherlich sei das Tragen eines Skihelms ratsam, das Thema werde auch immer wieder diskutiert, erklärte das Büro von Sportlandesrat Manfred Wegscheider.

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