Schön doof:Vermisst  im Schnee

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Kann schon mal passieren, dass man jetzt im Winter einen Handschuh verliert. Oder zwei. Und eine Jacke. Und einen Schal. Und die Skier natürlich. Unser Autor findet: Alles kein Problem, man muss es nur mit Stil machen.

Von Joachim Käppner

Kann schon mal passieren, dass man jetzt im Winter einen Handschuh verliert. Oder seine Ski vergisst. Joachim Käppner findet: Man muss das mit Stil tun.

Im Laufe einer Perureise verlor die Hauptperson dieses Beitrags, nennen wir ihn A., folgende Dinge: zwei Reiseführer, eine Pocketkamera, sämtliche Schreibutensilien, eine Kondorfigur, eine Trinkflasche, ein Taschenmesser, die Amazonas-Karte und zweieinhalb Lesebrillen. Eine Reise später fokussierte sich A. und verlor nur einen einzigen Gegenstand; das war allerdings seine Kreditkarte, die er schon am Münchner Flughafen einbüßte, innerhalb der ersten Stunde der Reise. Zum Ausgleich nahm er am Ende die Schlüssel des Mietwagens mit heim nach Deutschland.

Vor diesem Hintergrund sind die Überlegungen zu betrachten, die A. im Laufe seiner Wintersportkarriere anstellte. Wie kommt es, dachte er, dass Skiausrüstung teuer ist wie das Gold der Inka und von Designern entworfen wird, die in München und Mailand die Künste der schönen Form erlernen - und man nichts davon sieht? Skihänge gleichen Papageienfelsen, schreiende Farben, schrille Kombinationen, die Ski in allen möglichen grausigen Mustern gestaltet. Man kann das mögen, aber A. mag es nicht. Er fragt sich, warum es keine elegante Ausrüstung mehr gibt wie zu jener Zeit, als Kurt Hoffmann 1955 "Drei Männer im Schnee" drehte und Günther Lüders als falscher Reeder vornehm gekleidet auf der Piste erschien, zu seinem Unglück, aber das ist eine andere Geschichte. Damals trug man weite Skihosen von Bogner, dezent karierte Schals, weiße Rollkragenpullover und feste Jacken. So kleideten sich Herren.

A. versuchte, immer im Rahmen seiner Möglichkeiten und nicht frei von unerfreulicher Eitelkeit, sich beim Skifahren äußerlich jenen historischen Vorbildern anzugleichen. Mit etwas Mühe und viel Suchen geht das sogar. Das heißt, es würde gehen, hätte A. nicht die Eigenschaft, dass ihm alles und jedes überall und jederzeit abhandenkommen kann und wird. Dunkelbraune Lederhandschuhe, gegen Schnee imprägniert, herrlich warmes Innenfutter: Der linke fiel aus dem Sessellift, wahrscheinlich. Das Ersatzpaar: wurde zuletzt im Skibus gesehen. Der dezent karierte Schal: war irgendwann nicht mehr da. Die Jacke: an einem sonnigen Tag in der Hütte gelassen, bye-bye. Schicke Sonnenbrille: Sprechen wir nicht mehr von ihr. Das alles innerhalb weniger Jahre. A. besitzt jetzt einen Skianzug und gebrauchte Bretter, beides billig und nicht schön, aber wenigstens da. Die alten Ski, Farbe Gentlemanschwarz, hatte er nach der letzten Abfahrt vor der Hütte stehen lassen. Er merkte es eine Saison später.

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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