Schön doof:Spargel und Spezi

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Seit ein paar Tagen haben die Finnen eigene Emojis fürs Smartphone. Bei den Deutschen wird die Suche nach passenden Symbolen allerdings viel schwieriger.

Von Julia Rothhaas

Aus Finnland hört man nur wenig, und das ist vielleicht auch gar nicht so schlimm. Umso überraschender war vor ein paar Tagen die Nachricht, dass die Finnen nun als erstes Land der Welt eigene Emojis veröffentlichen, also die Bildchen, die gerne in SMS und Whatsapp-Nachrichten verschickt werden. Die finnischen Emojis - insgesamt 30 Stück - sollen laut Außenministerium in Helsinki die Stärken, aber auch die Verrücktheiten des Landes und seiner Menschen offenlegen. Der Großteil versteckt sich noch hinter den Türchen eines Online-Adventskalenders, bislang wurden erst drei Emojis veröffentlicht: Das erste Bild zeigt je eine Frau und einen Mann in der Sauna. Die Herrschaften grinsen zufrieden, ihre nackten Körper ohne Geschlechtsmerkmale dampfen, und die Schöpfkelle führen sie für den nächsten Aufguss schon zum Holzeimer. Dann gibt es noch ein Bild des "Unverwüstlichen", des Nokia 3310, eines der meistverkauften Mobiltelefone aller Zeiten, das als ziemlich robust gilt. Und schließlich: der Headbanger. Finnland hat viele Heavy-Metal-Fans, eines seiner bekanntesten Musikfestivals heißt "Tuska" (Schmerz). Vermutlich ist damit der Nacken nach dem Besuch gemeint.

Was für eine schöne und wunderbar selbstironische Idee, möchte man den Finnen zurufen. Allerdings stecken in unseren Smartphones ja längst einige Emojis, die für bestimmte Länder stehen könnten. Man nehme zum Beispiel den Affen, der sich den Mund zuhält, bei dem man an Zensur denkt - und an China oder die Türkei. Deutschland darf sich momentan hingegen mit dem erschrockenen Smiley charakterisieren, der die Hände an die Backen presst, vor lauter Aufregung schon eine ganz blaue Stirn hat und vermutlich "Oh weh!" ruft. Bestimmt sitzt das deutsche Außenministerium bereits an der Entwicklung deutscher Emojis, damit dieses dumme Gesicht nicht für immer an uns kleben bleibt. Ist nur nicht so einfach im Moment: Der Fußball in Form eines Herzens, Symbol des Sommermärchens, hat gerade nicht den besten Ruf. Ebenso wenig wie das deutsche Auto (danke, VW) und die hoch gelobte Pünktlichkeit (danke, Berliner Flughafen, danke, Elbphilharmonie). Nicht mal das Musikantenstadl passt mehr, das sich mit dem Igel Mecki (Andy Borg) so prima hätte illustrieren lassen. Aber der ist ja weg und die Zukunft dieser markanten Sendung ungewiss.

Bevor nun irgendjemand auf die Idee kommt, den Gartenzwerg und die Schwarzwalduhr als ewiges Symbol aufzuwärmen, darf sich Deutschland gern eins genauer angucken: Wie wäre es mit dem Chip für den Einkaufswagen, den Nordic-Walking-Stöcken, weißem Spargel und Spezi? Schunkeln im Festzelt, FKK-Stränden, getrennten Rechnungen und andere beschimpfen, wenn sie bei roter Ampel über die Straße gehen? Leider könnten nur wir diese Emojis verstehen. Wir müssten die Welt also zu uns bitten, um sie zu erklären, während man bei einem Glas Spezi im Zelt schunkelt, am Ende getrennt bezahlt und schimpft, weil die Ampel rot war. Oh weh!

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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