Schön doof:Fisch for President!

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US-Präsidenten schauen gerne mal Kinofilme an. Bei Donald Trump war es nun "Findet Dorie". Unsere Autorin findet dieses Werk durchaus die passende Wahl.

Von Susan Vahabzadeh

US-Präsidenten schauen gerne mal Kinofilme im Weißen Haus an. Bei Trump war es nun "Findet Dorie". Susan Vahabzadeh findet das die passende Wahl.

Filme verlangen oft eine Aufmerksamkeitsspanne, die manchen überfordert. Soll ein Film kindertauglich sein, wird das meist schon bei der Produktion berücksichtigt. "Findet Dorie" beispielsweise dauert 97 schlanke Minuten, das ist für einen Film ohne Altersbeschränkung recht lang, aber doch eine gute halbe Stunde kürzer als der letztjährige Oscar-Gewinner "Spotlight". Wer in den letzten Wochen der einen oder anderen Rede von Donald Trump gelauscht hat, fragt sich vielleicht dennoch, ob der Mann sich 97 Minuten lang am Stück auf eine Sache konzentrieren kann, auch wenn es nur darum geht, ob ein Zeichentrickfisch seine Eltern findet. Andererseits: Dorie kann sich auch nicht gut konzentrieren.

Es kam dann so: Während draußen vor dem Weißen Haus der Protest gegen sein Einreisedekret tobt, sitzt Donald Trump drinnen und guckt einen Kinderfilm. "Findet Dorie" war 2016 einer der erfolgreichsten Filme und wurde von viel mehr Leuten gesehen, als zur Amtseinführung von Donald Trump gekommen sind, aber er selbst hat ihn sicher verpasst, denn als der Film im vergangenen Sommer im Kino lief, war Trump schon auf Wahlkampftour. Kinovorstellungen im Weißen Haus sind an und für sich nichts Besonderes, aber draußen geht das Leben weiter. Richard Nixon ließ sich beispielsweise im Juni 1972 Otto Premingers "Der Kardinal" zeigen, während in der Redaktion der Washington Post die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward begannen, über einen Einbruch ins Watergate-Gebäude zu recherchieren. Der erste Film, den sich Jimmy Carter am 22. Januar 1977, zwei Tage nach seiner Amtseinführung zeigen ließ, war dann "Die Unbestechlichen" - darüber, wie die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward mit ihren Recherchen Richard Nixon zum Rücktritt zwangen.

Wäre schon interessant zu wissen, was denn nun im Kopf von Donald Trump vorging, als er sich "Findet Dorie" angeschaut hat: Die vergessliche Palettendoktorfisch-Dame Dorie und ihre Clownfisch-Freunde Nemo und Malin treffen beim Versuch, illegal in die USA einzuschwimmen, auf die Mauer eines Meeresforschungsinstituts, überwinden sie spielend, werden von Forschern geschnappt, kommen aber doch frei und finden Dories Eltern, weil sich allerhand feuchte Viecher, von denen manche nicht einmal derselben Spezies angehören, solidarisch zeigen. Je nachdem, wie man so tickt, ist das herzerwärmend - oder eine echte Horrorstory.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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