Psychologie:Warum Alkohol - manchmal - aggressiv macht

Der eine wird durch Alkohol aggressiv - der andere nicht. US-Forscher haben nun einen Verdacht, warum das so ist.

Marlies Michaelis

Alkohol macht aggressiv - diese Verbindung ist wohlbekannt. Doch warum berauschenden Getränke diese Emotion auslösen, blieb bisher rätselhaft.

Peter Giancola und Michelle Corman von der University of Kentucky fanden nun mit einem systematischen Test heraus, dass Hochprozentiges nicht zwangsläufig aggressiv macht, sondern einfach die Aufmerksamkeit verengt - und wer sich dann ärgert, kann sich dann so richtig Hineinsteigern. Die Studie ist im Fachmagazin Psychological Science (2007, 18: 649-655) veröffentlicht.

Alkohol macht oftmals deswegen aggressiv - so lautete die These, welche die Psychologen mit ihren Test prüften - weil dieser Stoff das Kurzzeitgedächtnis beeinflusst. Wer alkoholisiert ist, bekäme demnach nur einen geringen Ausschnitt seiner Umgebung mit.

Um dies zu testen, ließen die US-Wissenschaftler teils alkoholisierte teils nüchterne Testpersonen ein Spiel spielen: Die Betroffenen nahmen an einem Spiel teil, das schnelle Reaktionen verlangte. Wer verlor, bekam von einem Mitspieler einen kleinen Elektroschock versetzt.

Wer gewann, durfte umgekehrt einen Verlierer bestrafen - und dabei selber bestimmen, wie intensiv der Schock sein sollte. Die Intensität der Bestrafung nahmen die Psychologen dann als Gradmesser für die Aggression.

Von einigen der angetrunkenen Teilnehmer verlangten die Wissenschaftler dann noch zur Ablenkung einen zusätzlichen Gedächtnistest. Genau diese Personen verabreichten dann in dem parallel stattfindenden Frage-und-Antwort-Spiel die sanftesten Bestrafungen. Umgekehrt bestraften die nur mit dem Spiel beschäftigten alkoholisierten Männer ihre Mitspieler besonders hart.

Gemäß diesem Ergebnis kann Alkohol sowohl die Aggressivität fördern als auch abmildern - je nachdem, worauf die Aufmerksamkeit der Betroffenen fixiert ist.

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