Öko-Siegel:Was ist drin, wenn Bio draufsteht?

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Früher ging man ins Reformhaus, heute kann man selbst bei Billig-Discountern "bio" einkaufen. Eine kleine Kunde der Öko-Siegel

Nadeschda Scharfenberg

Vor ein paar Jahren noch waren Öko-Lebensmittel etwas Exklusives. Wer sich biologisch einwandfrei ernähren wollte, der musste seinen Einkauf im Bio-Laden oder Reformhaus erledigen. Heute gibt es die Produkte aus ökologischem Anbau in jedem Supermarkt.

Wo dieses Siegel draufsteht, ist auch wirklich Bio drin. Dafür bürgte schon Renate Künast. (Foto: Foto: AP)

Die Waren tragen Namen wie Naturkind, BioBio oder Füllhorn. Sie sind geschmückt mit Bioland- oder Demeter-Logos. Mehr als hundert Biomarken und Ökosiegel gibt es in Deutschland - eine verwirrende Vielfalt. Doch was steckt dahinter?

Das bekannteste Logo ist das staatliche deutsche Bio-Siegel, das die damalige Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) im Jahr 2001 eingeführt hat: ein sechseckiges, grün-schwarz-weißes Symbol mit der Aufschrift "Bio". Mit diesem Prüfzeichen dürfen Produkte markiert werden, die der EG-Öko-Verordnung genügen.

Das bedeutet zum Beispiel, dass beim Anbau keine chemischen Pflanzenschutz- und Düngemittel eingesetzt, dass die Erzeugnisse nicht radioaktiv bestrahlt oder genetisch manipuliert werden dürfen. Sie dürfen aber bis zu fünf Prozent Bestandteile aus nicht-biologischem Anbau enthalten. Ob ein Hersteller die Kriterien einhält, prüfen staatlich anerkannte Öko-Kontrollstellen.

280 Hähnchen pro Hektar

Zusätzlich zum deutschen Bio-Siegel gibt es das EU-Logo, eine grüne Ähre auf blauem Grund. Das EU-Siegel stellt die gleichen Anforderungen wie das Künast-Prüfzeichen und wird in Deutschland nur selten verwendet. 2009 soll ein neues europäisches Bio-Zeichen eingeführt werden, das Spuren gentechnisch veränderter Organismen in Lebensmitteln zulässt.

Neben den staatlichen Logos gibt es verschiedene Siegel, die von Anbauverbänden vergeben werden, zum Beispiel von Bioland, Demeter oder Naturland. Die meisten Bio-Betriebe sind Mitglied in solchen Verbänden, deren Bestimmungen strenger sind als die der EU-Verordnung.

So dürfen laut Bioland-Richtlinie lediglich 140 Hennen, 280 Hähnchen oder zehn Mastschweine pro Hektar gehalten werden, nach EU-Bestimmungen sind es 230 Hennen, 580 Hähnchen oder 14 Schweine. Außerdem müssen bei Bioland alle Zutaten ökologischer Herkunft sein.

Von den Siegeln zu unterscheiden sind die Biomarken der Lebensmittelketten, zum Beispiel BioBio (Plus), Naturkind (Tengelmann) oder Bio Smiley (Aldi Süd). All diese Produkte erfüllen mindestens die EU-Standards, meist tragen sie deshalb das Bio-Siegel.

Wo Öko draufsteht, muss auch Öko drin sein, denn die Begriffe Bio und Öko sind durch die EU geschützt. Das heißt aber nicht, dass es auf dem Bio-Sektor keine Täuscher gibt: Wenn Produkte "aus kontrolliertem Anbau" oder ,,aus umweltschonender Produktion'' sind, "ungespritzt" oder "naturrein", dann handelt es sich nicht unbedingt um Öko-Lebensmittel.

© SZ vom 18.1.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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