Niederlande:Klinik-Patienten möglicherweise mit HI-Viren infiziert

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Hunderte Patienten sind in zwei niederländischen Kliniken mit möglicherweise virenverseuchten Instrumenten untersucht worden. Die Gefahr einer Ansteckung ist aber angeblich gering.

Hunderte Patienten in den Niederlanden müssen sich nach Hygienemängeln in zwei Kliniken auf Aids und Hepatitis testen lassen.

Eine Magenspiegelung. (Foto: Foto: AP)

Sie sind mit möglicherweise virenverseuchten Instrumenten untersucht worden, wie das Bernhoven-Krankenhaus mitteilte, das zwei Kliniken in den Städten Oss und Veghel betreibt. Krankenhausleiter René Peters sagte, die Gefahr einer Ansteckung sei zwar gering, doch solle sicherheitshalber ein Bluttest gemacht werden.

Insgesamt geht es um etwa 500 Patienten, bei denen in den beiden Kliniken eine Spiegelung von Darm, Magen oder Lunge vorgenommen worden war. Vier neu angeschaffte Maschinen zur Desinfektion der dabei benutzten Schläuche haben nicht ordnungsgemäß funktioniert, wie sich jetzt herausstellte.

Der Lieferant der Geräte, die Firma Sanamij in Rotterdam, erklärte, es könne sein, dass Untersuchungsschläuche, die zur Desinfektion an die Anlage angeschlossen waren, sich während des Reinigungsvorgangs wieder gelöst haben.

So könnten Patienten mit unzureichend desinfizierten Schläuchen untersucht worden sein. Die Firma bezeichnete die Berichte als "großen Schock" und riet allen Krankenhäusern, denen sie gleiche Geräte geliefert hat, diese vorerst nicht zu benutzen.

Aids-Test vor der Heirat

Unterdessen berichtet die Arab News, dass sich in Saudi-Arabien vom nächsten Jahr an jeder einem Aidstest unterziehen muss, bevor er oder sie heiraten darf. Die Zeitung beruft sich auf das Gesundheitsministerium. Braut und Bräutigam würden bei den obligatorischen Untersuchungen auf den Aidserreger HIV und auf Hepatitisviren getestet. Falls ein Paar heiraten will, obwohl einer von beiden HIV-positiv ist, entscheidet laut Arab News das Justizministerium.

Seit 2003 müssen sich Heiratswillige in Saudi-Arabien bereits zu einer medizinischen Untersuchung melden, mit der Anlagen zu bestimmten Erbkrankheiten überprüft werden.

Damit soll die Zahl von Kindern mit bestimmten schweren Krankheiten gesenkt werden, die bei Nachkommen von Blutsverwandten eher ausbrechen. In Saudi-Arabien ist die Ehe zwischen Cousin und Cousine weit verbreitet.

Im König-Saud-Krankenhaus in der Hafenstadt Dschidda war am vergangenen Dienstag die landesweit erste Klinik eröffnet worden, die anonyme HIV-Tests anbietet. Aids ist in Saudi-Arabien immer noch ein Tabuthema. Nach offiziellen saudi-arabischen Angaben hat das islamische Königreich die niedrigste Aidsrate der Welt. Ausländer müssen sich einem Aidstest unterziehen, um ihre Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Wenn das Virus bei einem Ausländer entdeckt wird, droht ihm die Ausweisung.

Täglich neue Infektionen in Deutschland

In Berlin steckt sich nach wie vor jeden Tag ein Mensch mit dem Aids-Virus an. Vor diesem Hintergrund gehöre die Aufklärungsarbeit auf den Prüfstand, sagte Ulrich Marcus, Wissenschaftler am Berliner Robert-Koch-Institut (RKI), laut einer Pressemitteilung.

An diesem Freitag beginnt im Roten Rathaus der zweitägige Berliner Kongress "HIV im Dialog". Die Berliner Aidshilfe will dort für eine unterschiedliche Aufklärungsarbeit für Zielgruppen plädieren - von Jugendlichen bis hin zu homosexuellen Männern. Ärzte und Hilfseinrichtungen warnen vor einer Kürzung der Gelder bei der Beratung von Aids-Patienten.

Im vergangenen Jahr sind nach Angaben des RKI in Deutschland so viele neue Aidsinfektionen registriert worden wie noch nie seit Beginn der differenzierten Erfassung 1993. Allein die Zahl der gesicherten HIV-Neuinfektionen stieg 2006 um 4 Prozent auf 2611, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) Ende Mai in seinem "Epidemiologischen Bulletin" berichtete.

Allein in Berlin gab es danach im vergangenen Jahr 389 gemeldete HIV-Neuinfektionen. Von Januar 1997 bis Dezember 2006 lag die Gesamtzahl der Berliner Neuansteckungen bei 3284. Die meisten gemeldeten Fälle betreffen homosexuelle Männer.

Die Berliner Aidshilfe plädierte deshalb am Donnerstag für neue Aufklärungskampagnen, die sich an unterschiedliche Bevölkerungsgruppen richten sollen. "Wir müssen nach Alter, sexueller Orientierung und spezifischer Lebenslage unterscheiden", sagte Geschäftsführer Kai-Uwe Merkenich laut einer Pressemitteilung. "Aufklärung für Jugendliche muss anders aussehen als für schwule 30- Jährige".

Nach Auffassung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben nachwachsende Generationen die erfolgreichen Aufklärungskampagnen aus den 90er Jahren nicht mitbekommen. Weniger als 40 Prozent der Bevölkerung stuften Aids noch als gefährliche Krankheit ein. Die Immunschwäche-Krankheit ist jedoch nach wie vor nicht heilbar.

Der Berliner Arbeitskreis Aids, den niedergelassenen Ärzte ins Leben gerufen haben, befürchtet Kürzungen bei der Beratung von Aids- Patienten in den Schwerpunktpraxen. Die Krankenkassen hätten eine Mittelkürzung von 25 Prozent angekündigt. Damit bliebe kaum mehr Zeit für längere Gespräche mit HIV-Infizierten und Aidskranken.

Auf dem Kongress erhält die ehemalige Gesundheitsministerin Rita Süssmuth den Preis "Reminders Day Award". Sie wird unter anderem für ihre weitblickende Aids-Präventionsarbeit in den 80er Jahren ausgezeichnet.

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